Biomethan – Produktion verzehnfachen
Für den Ausbau und die Umstellung auf Biomethan müssen die Bereiche Verkehr, Wärme und Strom jedoch verbessert werden. Biomethan lässt sich, ebenso wie Erdgas, gut speichern und vielseitig als Energie nutzen. Biogas wird aus Rest- und Abfallstoffe, tierische Exkremente sowie Energiepflanzen gewonnen.
"Alle Studien zeigen: Biomethan kann einen signifikanten Beitrag zur Energiewende leisten, ohne mit der Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln zu konkurrieren", erklärt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. "Vor allem dort, wo Strom-, Gas- und Wärmenetze gut zusammenspielen, kommen die Vorteile von Biomethan zur Geltung. Biomethan ist eine hervorragende Ergänzung zu den fluktuierenden erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie. Um die Potenziale zu erschließen, müssen wir an verschiedenen Stellschrauben drehen. Mit unserem Strategiepapier zeigen wir, worauf die Politik dabei achten sollte. Vor allem brauchen wir ein klares politisches Bekenntnis, dass Investitionen in Anlagen und Infrastruktur für erneuerbare Gase als wertvoller Beitrag zur Energiewende anerkannt werden", so Kuhlmann weiter.
Aus den Jahren 2012 bis 2017 wurden 16 Studien ausgewertet, die beschreiben, was nötig ist, um die energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung erreichen. Für die Abschnitte Verkehr, Wärme und Strom konkrete Maßnahmen von der Biogaspartnerschaft empfohlen.
Maßnahmen für den Sektor Verkehr
Fahrzeuge können Biomethan als klimaneutralen Kraftstoff nutzen. Er produziert deutlich weniger Stickoxid und Feinstaub als die Euro-6-Norm für Benzin und Diesel vorsieht. Der Umstieg auf Erdgas durch Biomethan und andere erneuerbare Gase ist schnell und kostengünstig umsetzbar. Die Flotte der Erdgasfahrzeuge im privaten sowie gewerblichen Gebrauch könnte merklich steigen und ist für Verbraucher günstiger als Benziner oder Dieselfahrzeuge. Vor allem im Schwerlast- und Schiffsverkehr stellt Biomethan in Form von flüssigem Biogas (Bio-LNG) langfristig eine sinnvolle, umweltfreundliche Veränderung dar.
Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie sieht derzeit eine Unterquote für fortschrittliche Kraftstoffe von 0,05 Prozent vor. Um die Potenziale auszuschöpfen, müsste sie bis 2020 auf 0,2 Prozent im Jahr und danach sukzessive um 0,1 Prozent jährlich erhöht werden. Automobilhersteller sollten zudem den Einsatz nachhaltig erzeugter Kraftstoffe wie Biomethan auf ihre CO2-Flottenzielwerte anrechnen können. Eine Gasmobilitätsstrategie ist von Nöten und der Aufbau eines LNG-Tankstellennetzes müsste gewährleistet werden.
Maßnahmen für den Sektor Wärme
Aktuell nutzt man Bioenergie überwiegend in Form von Abwärme aus Blockheizkraftwerken. Zukünftig lässt sich Biomethan verstärkt zur Prozesswärme und in Nah- und Fernwärmenetzen einsetzen. In der industriellen Prozesswärme bietet das klimafreundliche Gas ebenfalls eine gute Alternative, die auch bei hohen Temperaturen von über 500 Grad Celsius nutzbar ist. Anreize für die Senkung der der CO2-Intensität der industriellen Prozesswärme müssen dafür geschaffen werden.
Nah- und Fernwärmenetze bieten sich an, Biomethan intensiver in die netzgebundenen Wärmeversorgung einzuspeisen und so den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen. Aufwendige Eingriffe in bestehende Heizsysteme sind dafür nicht notwendig. CO2-Grenzwerte für Fernwärme müssen dafür vereinbart oder die die effiziente Nutzung von Biomethan in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) gefördert werden, beispielsweise im Rahmen des geplanten Gebäudeenergiegesetzes.
Maßnahmen im Sektor Strom
Im Bereich Strom wird vor allem die Optimierung der Biomethannutzung empfohlen. Effiziente KWK-Anlagen sollten laut Studie ausschließlich Strom aus Biomasse als Nebenprodukt der Wärmerzeugung produzieren oder zur Stabilitätssicherung im Stromsystem beitragen. Regelenergie, Blindleistung und andere Systemdienstleistungen können dazu beitragen, dass Biomethan-KWK-Anlagen wichtige Funktionen konventioneller Kraftwerke übernehmen. Wärmespeicher sowie die Anbindung an Nah- und Fernwärmenetze fördern die Flexibilität klimafreundlicher KWKs.
Biomassequellen zur Gewinnung von Biogas müssen konsequent erschlossen werden. Viele der 9.000 bestehenden Biogasanlagen können auf die Produktion von Biomethan umgerüstet werden. Priorität liegt vor allem dort, wo Abwärme der Vor-Ort-Verstromung bisher nicht oder nur unzureichend genutzt wird. Eine gute funktionierende Gasinfrastruktur ist dabei essenziell. Bis zum Jahr 2050 können so weitestgehend CO2-neutral erzeugtes Biomethan und synthetisches Methan aus Power-to-Gas-Anlagen durch das Gasnetz fließen.
Was bedeutet Biogaspartnerschaft?
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat gemeinsam mit Kooperationspartnern aus Land- und Energiewirtschaft das Projekt "Biogaspartnerschaft" entwickelt. Akteure der gesamten Wertschöpfungskette Biogaseinspeisung werden innerhalb des Projektes zusammengeführt und unterstützt. Die dena moderiert das Projekt und stellt eine Plattform zur Informationsbeschaffung und -aufbereitung sowie deren nationale und internationale Verbreitung zur Verfügung.