Erstes Holzpellet-Vergaser-Blockheizkraftwerk in Baden-Württemberg am Netz
Nachdem ein Hackschnitzelkessel seit November 2010 schon für erneuerbare Wärme sorgte, werden die 2.550 Einwohner des Schwarzwaldortes nun auch mit Strom aus dem heimischen Energieträger versorgt. Seit drei Jahren unterhält das Bioenergiedorf St. Peter ein mittlerweile 9,2 km langes Fernwärmenetzes, das ca. 170 Abnehmer mit umweltfreundlicher Wärme versorgt. Die Versorgung (auch von Objekten wie der bekannten Klosteranlage, dem Hallenbad, Schule und Kindergarten) erfolgt durch einen Hackschnitzelkessel (Leistung 1,7 MW). Die Einsparungen rechnen sich für den Geldbeutel von St. Peter genauso wie fürs Klima: Jährlich werden 850.000 l Heizöl eingespart und der Ausstoß von CO2 um 3.500 t verringert.
Stromerzeugung aus Holz
Von Anfang an war geplant, in der Heizzentrale auch Strom zu erzeugen. Nach sorgfältiger Evaluation, die sogar Reisen nach Südtirol zur Begutachtung vergleichbarer Objekte umfasste, entschied sich die Genossenschaft für einen Holzpellet-Vergaser. Planer Arnold Berghoff sieht in der Grundlastfähigkeit der Stromerzeugung aus Holz einen großen Vorteil. Anders als Photovoltaik- und Windkraftanlagen erzeugten Pellets auch Strom, wenn die Sonne nicht scheine und der Wind nicht wehe.
Technische Details
Im Februar 2013 wurde das „Kraftwerk“ (Leistung elektr. 180 kW Strom) in Betrieb genommen und am 8. März offiziell eingeweiht. Mit dem Pellet-BHKW können in St. Peter (neben der Bereitstellung von rund 2 Mio. kWh Wärme/a) zusätzlich noch rund 400 Haushalte (ca. 1,4 Mio. kWh/a) mit Strom versorgt werden. Aus Holzpellets wird durch Vergasung Schwachgas erzeugt, das in einem Verbrennungsmotor zu Strom und Wärme umgewandelt wird. Der Strom wird ins Netz eingespeist, während die Wärme vollständig in das dorfeigene Fernwärmenetz geleitet wird.
Der bei der Verbrennung der Pellets entstehende Staub wird durch einen Elektrofilter aufgefangen. Da er Schwermetalle enthält, müssen rund 7 t Filterstaub im Jahr als Sondermüll entsorgt werden. Die 30 t Asche aus der Verbrennung werden kostenlos an ein Kalkschotterwerk in Pforzheim abgegeben, das sie zu Walddünger verarbeitet.
Das Land Baden-Württemberg förderte die Errichtung der Anlage mit insgesamt 200.000 €. Die Bürgergenossenschaft investierte insgesamt rund 5,6 Mio. € in das Fernwärmenetz und beauftragte im Sinne der nachhaltigen Wertschöpfung Firmen aus der Region.
Eine Ölheizung im Keller des Geistlichen Zentrums in St. Peter steht für Spitzenlast und Notfälle bereit; die Tanks fassen 100.000 l Heizöl. 2012 wurden so aber nur 4 % der Wärme für das Netz erzeugt. Mit dem neuen Pellet-BHKW wird der Anteil fossiler Wärme des Bioenergiedorfs noch weiter sinken.
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