Forschungsprojekt entwickelt neue Technologien für langlebige und kostengünstige Vakuumdämmplatten

Die Vorgaben aus Brüssel sind ehrgeizig: Bis zum Jahr 2050 sollen Privat- und Bürogebäude in Europa ihren CO2-Fußabdruck um rund 80 % senken, verglichen mit dem Stand von 19901). Eine zentrale Rolle spielt hierfür eine optimale Wärmedämmung.

Effektive Dämmsysteme an Gebäuden sind ausschlaggebend für deren energetische Optimierung. Ein äußerst effektives und Platz sparendes System stellen Vakuumdämplatten dar. - Quelle: FIW München
Effektive Dämmsysteme an Gebäuden sind ausschlaggebend für deren energetische Optimierung. Ein äußerst effektives und Platz sparendes System stellen Vakuumdämplatten dar. - Quelle: FIW München

Besonders Erfolg versprechend zeigen sich dabei Vakuumdämmplatten, so genannte Vakuum-Isolations-Paneele (VIP), doch diese sind aktuell noch sehr teuer und empfindlich in der Verarbeitung. Zudem muss für eine gute Marktakzeptanz die Lebensdauer der Paneele erhöht werden. Das von der EU mit rund 5 Mio. € geförderte Projekt INNOVIP will diese Probleme durch innovative Technologien und die Entwicklung neuer Materialien beheben. Zudem kündigt das internationale Projektteam unter Koordination des Münchner Forschungsinstituts für Wärmeschutz e. V. eine weitere Effizienzsteigerung der Vakuumdämmplatten sowie zusätzliche Features - etwa Anti-Schimmel-Beschichtungen und erhöhten Feuerwiderstand - an.

Vakuumdämmplatten, kurz „VIP“, machen sich die Eigenschaft zunutze, dass Vakuum ein extrem guter Dämmstoff ist. VIP bestehen aus einem von einer luftdichten Folie umhüllten porösen Kernmaterial. Aus diesem Verbund wird die vorhandene Luft abgepumpt und die Folie anschließend verschweißt. Das Kernmaterial verhindert beim Abpumpen der Luft das Zusammenschrumpfen der Dämmplatte.

Derzeit erhältliche Vakuumdämmplatten bestehen in der Regel aus einem Kern aus gepresster pyrogener Kieselsäure oder Mineralfasern. Mithilfe einer neuartigen Schutzfolie sowie alternativen Füllmaterialien - zum Beispiel Perlit - will das INNOVIP-Konsortium, in dem sich Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus sieben EU-Staaten sowie Israel zusammengeschlossen haben, diese hocheffiziente Lösung wettbewerbsfähiger machen.

Im Einzelnen haben sich die Projektpartner folgende Ziele gesteckt:

  •     eine um mindestens 25 % effektivere Dämmleistung
  •     eine standardisierte Mindestnutzungsdauer von 25 Jahren bei minimalem Verschleiß
  •     die Entwicklung eines innovativen Produktionsprozesses, durch den der Aufwand für das Einpacken der Stützkerne mit der Folie reduziert wird, und dadurch eine Senkung der Herstellungskosten um 30 % im Vergleich zu derzeit angebotenen VIP
  •     eine Senkung der Kosten für die Dämmmaßnahme um ca. 30 % im Vergleich zu etablierten Vakuum-Dämmsystemen und herkömmlichen Dämmstoffen (verglichen mit den Kosten pro Quadratmeter für Dämmsysteme mit identischer Leistung)
  •     die Implementierung von Zusatzfunktionen, u. a. zur Schimmelabwehr.

Robust, vielseitig und einfach zu handhaben
INNOVIP-Dämmplatten werden mit speziellen Deckschichten versehen, die die empfindlichen Vakuumelemente vor mechanischen und Umwelteinflüssen schützen sowie Transport und Montage vereinfachen. Neben dem mechanischen Schutz bieten diese innovativen Deckschichten noch ganz andere Möglichkeiten - zum Beispiel können durch das Beschichten mit Nanopartikeln Bakterien in der Raumluft abgetötet und dadurch die Luftqualität verbessert werden. Auch eine Anti-Schimmel- und eine Anti-Pilz-Beschichtung sind denkbar, ebenso eine Pufferfunktion für hohe Raumluftfeuchte und ein erhöhter Feuerwiderstand. Auf diese Weise können die VIP für verschiedene Anwendungsbereiche optimiert und sowohl im Innen- als auch im Außenbereich eingesetzt werden.

Zu INNOVIP
Das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt INNOVIP („Innovative multi-functional Vacuum-Insulation-Panels (VIPs) for use in the building sector“ - Grant Agreement Nr. 723441) ist im Herbst 2016 gestartet und erhält bis 2019 rund 5 Mio. € Fördermittel aus Horizon 2020, dem Europäischen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation.
Am Projekt beteiligt sind 13 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus sieben europäischen Staaten sowie Israel. Koordiniert wird INNOVIP vom Forschungsinstitut für Wärmeschutz e. V. München. Weitere deutsche Partner sind der bayerische Mittelständler va-Q-tec AG aus Würzburg, das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising sowie die Bayerische Forschungsallianz GmbH aus München.

Zur Bayerischen Forschungsallianz GmbH (BayFOR)
Die Bayerische Forschungsallianz hat das INNOVIP-Konsortium bei der Antragstellung umfassend unterstützt und bei der Vertragsvorbereitung mit der EU-Kommission begleitet. Im laufenden Projekt ist sie für das Projektmanagement sowie für die Verbreitung der Ergebnisse zuständig.
Die BayFOR ist eine Partner-Organisation in der Bayerischen Forschungs- und Innovationsagentur (www.forschung-innovation-bayern.de) und wird vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst gefördert. Weitere Informationen finden Sie unter www.bayfor.org.

1)vgl. „Fahrplan für den Übergang zu einer wettbewerbsfähigen CO2-armen Wirtschaft bis 2050“ (COM(2011) 112 final)

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