10/2021: Editorial

Bauen mit unbegrenzter Energie

1105
Wärmepumpenfeldtests des Fraunhofer ISE in Neubau und Bestand Bild: Fraunhofer ISE
Wärmepumpenfeldtests des Fraunhofer ISE in Neubau und Bestand Bild: Fraunhofer ISE

Liebe Leserinnen und Leser,

der Verband Deutscher Architekten und Ingenieurvereine (DAI) fordert von der neuen Bundesregierung die Schaffung eines eigenständigen Bauministeriums, das für alle Belange des Planens und Bauens in Wohnungsbau, Verkehrsinfrastruktur, Raumordnungswesen und Bodenpolitik zuständig ist – und auch für die HOAI.

Seit über einem Jahrzehnt ist das Bauen anderen Ressorts untergeordnet. Die Ansiedlung unter Verkehr, Umwelt und zuletzt Inneres war nicht durchgehend optimal, aber auch nicht nur schlecht.

Der Bausektor steht heute vor umfangreichen Aufgaben. Deutschland braucht viel mehr bezahlbaren Wohnraum und daher auch Wohnungsneubau. Der Gebäudebestand muss fit fürs Klima werden. Die bestehende Verkehrsinfrastruktur ist an vielen Stellen sanierungsbedürftig und sollen Mobilität und Transport künftig klimaneutral sein, ist ein weitreichender Umbau nötig. Das Bauwesen muss bei der Digitalisierung aufholen. Ein Bundesbauministerium könnte möglicherweise mehr Druck dahintersetzen. Ob es kommt oder nicht, wichtig scheint in jedem Fall, dass die Personengruppe, die momentan mit den Aufgaben befasst ist, nicht nur einen neuen Namen und ein neues Oberhaupt erhält, sondern auch frischen Wind unter die Flügel: Menschen und Ideen und die Ressourcen, sie umzusetzen.

Wärmepumpe erobert Neubau und Bestand

Mit einem Anteil von insgesamt fast 53 % der genehmigten Wohnungsneubauten erreichte die Wärmepumpe 2020 die absolute Mehrheit in der Gunst der Bauwilligen und auch bei Nichtwohngebäuden wird sie langsam populärer - jeweils zu Lasten der Gasheizung. Bei der Bestandssanierung hat sie hingegen noch jede Menge Luft nach oben. Das hat u.a. damit zu tun, dass die Strompreise auch beim Ökostrom mit unverhältnismäßigen Abgaben belastet sind und fossile Brennstoffe noch immer subventioniert werden. Es könnte sich aber ändern. Zum einen ist die staatliche Förderung seit 1.Juli durch Einführung der EE-Klasse attraktiver, zum anderen steigt der CO2-Preis und das perspektivisch stärker als bisher beschlossen. Nun explodieren auch noch die Gaspreise und leere Speicher führen das Risiko der Abhängigkeit von Importen vor Augen.

Unterdessen entwickeln sich die Technologien der Energiegewinnung aus Erde, Wasser und Luft unablässig weiter. Investoren und Kommunen setzen Projekte um, die, wie in Rendsburg in Schleswig-Holstein, sogar zur Initiierung neuer Förderprogramme führen können. Der Bundesverband Wärmepumpe e.V. lud im Spätsommer in das nördlichste Bundesland ein – zwei der dort umgesetzten Projekte sind Teil des Top-Themas in dieser Ausgabe.

Ihre

Silke Schilling

MSc, Dipl.-Ing. Silke Schilling

Dipl.-Ing. Silke Schilling
Chefredakteurin

· Artikel im Heft ·

Bauen mit unbegrenzter Energie
Seite 3
11.09.2023
Nachhaltig und bezahlbar
Wer direkt am Wasser wohnen möchte, muss immer tiefer in die Tasche greifen, noch dazu in der Hauptstadt. Auch hier ist ein Wasserblick vom Balkon aus der pure Luxus. In Berlin-Spandau beweisen zwei...
15.08.2023
Fürstin-Eugenie-Gärten,Hechingen
In Hechingen bei Stuttgart entwickelt die EJL Immobilien GmbH ein Wohnquartier, das als Vorbild für die Reaktivierung innerstädtischer Flächen dienen kann: Das Projekt wertet den Standort auf und...
29.02.2024
03/24 Editorial
21.12.2023
Der Bauverein zu Lünen eG errichtete auf dem ehemaligen Zechengelände Preußen I/II in Lünen Horstmar ein Wohnquartier, dessen verantwortungsvoller Umgang mit Energie und Wasser sich auch in der...
17.08.2023
Neue Wege im Bundesbau
Komplexe und technisch anspruchsvolle Baumaßnahmen der öffentlichen Hand innerhalb des Kosten- und Terminrahmens zu realisieren, stellt in der konventionellen vertraglichen Abwicklungeine besondere...