Liebe Leserinnen und Leser,
der Verband Deutscher Architekten und Ingenieurvereine (DAI) fordert von der neuen Bundesregierung die Schaffung eines eigenständigen Bauministeriums, das für alle Belange des Planens und Bauens in Wohnungsbau, Verkehrsinfrastruktur, Raumordnungswesen und Bodenpolitik zuständig ist – und auch für die HOAI.
Seit über einem Jahrzehnt ist das Bauen anderen Ressorts untergeordnet. Die Ansiedlung unter Verkehr, Umwelt und zuletzt Inneres war nicht durchgehend optimal, aber auch nicht nur schlecht.
Der Bausektor steht heute vor umfangreichen Aufgaben. Deutschland braucht viel mehr bezahlbaren Wohnraum und daher auch Wohnungsneubau. Der Gebäudebestand muss fit fürs Klima werden. Die bestehende Verkehrsinfrastruktur ist an vielen Stellen sanierungsbedürftig und sollen Mobilität und Transport künftig klimaneutral sein, ist ein weitreichender Umbau nötig. Das Bauwesen muss bei der Digitalisierung aufholen. Ein Bundesbauministerium könnte möglicherweise mehr Druck dahintersetzen. Ob es kommt oder nicht, wichtig scheint in jedem Fall, dass die Personengruppe, die momentan mit den Aufgaben befasst ist, nicht nur einen neuen Namen und ein neues Oberhaupt erhält, sondern auch frischen Wind unter die Flügel: Menschen und Ideen und die Ressourcen, sie umzusetzen.
Wärmepumpe erobert Neubau und Bestand
Mit einem Anteil von insgesamt fast 53 % der genehmigten Wohnungsneubauten erreichte die Wärmepumpe 2020 die absolute Mehrheit in der Gunst der Bauwilligen und auch bei Nichtwohngebäuden wird sie langsam populärer - jeweils zu Lasten der Gasheizung. Bei der Bestandssanierung hat sie hingegen noch jede Menge Luft nach oben. Das hat u.a. damit zu tun, dass die Strompreise auch beim Ökostrom mit unverhältnismäßigen Abgaben belastet sind und fossile Brennstoffe noch immer subventioniert werden. Es könnte sich aber ändern. Zum einen ist die staatliche Förderung seit 1.Juli durch Einführung der EE-Klasse attraktiver, zum anderen steigt der CO2-Preis und das perspektivisch stärker als bisher beschlossen. Nun explodieren auch noch die Gaspreise und leere Speicher führen das Risiko der Abhängigkeit von Importen vor Augen.
Unterdessen entwickeln sich die Technologien der Energiegewinnung aus Erde, Wasser und Luft unablässig weiter. Investoren und Kommunen setzen Projekte um, die, wie in Rendsburg in Schleswig-Holstein, sogar zur Initiierung neuer Förderprogramme führen können. Der Bundesverband Wärmepumpe e.V. lud im Spätsommer in das nördlichste Bundesland ein – zwei der dort umgesetzten Projekte sind Teil des Top-Themas in dieser Ausgabe.
Ihre
Silke Schilling
MSc, Dipl.-Ing. Silke Schilling
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