Wärmepumpe im Denkmal

Energieeffiziente Heiztechnologie für denkmalgeschütztes Gebäude

Bei einem Wettbewerb des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP) wurde ein 250 Jahres altes, denkmalgeschütztes Haus in NRW mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Lange galt die Wärmepumpe nicht als Lösung für Bestandsbauten. Das Haus in Wachtendonk beweist das Gegenteil.

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Straßenansicht Quelle: Firma Lumitronic
Straßenansicht Quelle: Firma Lumitronic

Autorin: Verena Barton M. A., Kommunikation EnergieAgentur.NRW, Wuppertal

Der Klinkerbau aus dem 18. Jahrhundert wurde von Grund auf saniert und das Heizsystem auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Jetzt beheizt der Besitzer das zweistöckige Gebäude aus dem Jahr 1771 mit fast 180 m2 Wohnfläche energieeffizient und nachhaltig mit einer Wärmepumpe. So können ca. 1.100 € Heizkosten im Jahr eingespart werden.

Charme des Hauses erhalten

Bauherr Andreas Camps hatte das denkmalgeschützte Haus 2017 erworben und ihm war klar, dass er ein umweltfreundliches und nachhaltiges Heizsystem mit möglichst niedrigen Betriebskosten haben wollte, das zudem den besonderen Charme der Immobilie erhält. „Die früheren Eigentümer hatten mal eine Ölheizung drin, die inzwischen abgeklemmt war und als ich es gekauft habe, wurde das Haus mit Gas beheizt“, so der Bauherr.

KfW-Förderung deckt ein Drittel der Kosten

Das Projekt war nicht einfach umzusetzen. Das Gebäude musste in Abstimmung mit dem Denkmalschutz saniert werden. „Wir haben mit unserem Ingenieurbüro ein Energiegutachten erstellt, die Möglichkeiten ausgelotet und kaufmännisch durchgerechnet. Das Ergebnis waren acht Sanierungsvarianten, wobei wir selbstverständlich immer die Voraussetzungen für KfW- und BAFA-Fördergelder mit in Betracht gezogen haben“, erklärt Ulrich Konen, Geschäftsführer des Unternehmens Lumitronic die Vorgehensweise seiner Firma bei der Planung und Ausführung. „Wir haben eine Entscheidungshilfe geleistet mit unserem Netzwerk von Energieberatern und Fachingenieuren, und auf der Basis wurde eine Baustoffliste für Dämmung und Technik erstellt. Mit dieser Kostenermittlung bekommt der Kunde dann eine Kostenübersicht, welche Variante sich rechnet. Gerade Sanierungen rechnen sich nur, wenn man vorher eine Grundlagenermittlung macht“, lautet sein Ratschlag.

Gemeinsam entschied man sich dann für eine Sanierungsvariante, die zum „KfW-Effizienzhaus Denkmal“ passte. Der Staat übernahm dadurch ein Drittel der Kosten für die Sanierung inklusive Heizungsanlage Planung, Installation und Erdbohrung. Als Heizsystem installierte die Firma eine Erdwärmepumpe vom Typ alpha innotec alterra SWC mit 7,5 kW Leistung und integrierter Kühlfunktion.

„Zu dem Haus gehört ein Innenhof, extrem eng, dort konnten wir die Erdsonde setzen. Das war fast Millimeterarbeit, aber die Leute von unserem Partner für die Erdbohrungen sind richtig gut. Sie rückten mit einem Spezialbohrgerät an, sind hoch professionell vorgegangen und haben problemlos zwei Bohrungen mit je 80 Metern Bohrtiefe eingebracht“, berichtet Konen. Mit der Erdwärmepumpe, Effizienzklasse A+++, waren die Voraussetzungen für die staatlichen Fördermittel bereits gegeben. Zusätzlich wurde von innen eine Calcium-Silikat-Schicht aufgebracht, denn das denkmalgeschützte Gebäude konnte nicht von außen gedämmt werden.

Fußbodenheizung im Altbau

Beim Verlegen der Fußbodenheizung mussten die Handwerker mit einer sehr geringen Resttragfähigkeit der Holzbalkendecken zurechtkommen. Sie zu verstärken, war nicht möglich, da die Decken ohnehin schon sehr niedrig waren. Deshalb griffen sie ein System mit besonders dünnen Heizschichten zurück. Das kommt zusammen mit dem Estrich auf ca. 4 cm Aufbauhöhe.

„Das Ganze kostet pro Quadratmeter gerade mal zehn Euro mehr, aber es lässt sich mit einem handelsüblichen Estrich realisieren und hat mehrere Vorteile", sagt Ulrich Konen. So erreichen wir bei 35 Grad Vorlauftemperatur rund 80 Watt Strahlungsleistung und belasten die Decken lediglich mit 40 Kilogramm pro Quadratmeter. Damit gehen wir jeglicher statischen Problematik aus dem Wege. Und wir sparen einiges an Heizenergie.“

Umweltfreundlich kostengünstig heizen

Jetzt erreicht das etwa 250 Jahre alte Gebäude einen Effizienzstandard von KfW55. „Die rund 180 Quadratmeter Wohnfläche beheize ich für weniger als 500 Euro im Jahr“, freut sich Bauherr Camps. Dass das Haus so sparsam ist, liegt laut Konen auch daran, „dass wir keine Pufferspeicher und keine Einzelraumregelung einsetzen. Denn die führen vor allem dazu, dass unnötig Wasser erwärmt und in den Kreislauf gepumpt werden muss. Stattdessen nutzen wir die Fußbodenheizung als Pufferspeicher und können jeden einzelnen Raum separat regeln.“

Wärmepumpe auch im Altbau möglich

Es ist eines der ältesten Gebäude, die in dem Ort noch existieren. Das hat die Jury überzeugt. Denn lange Zeit galt die Wärmepumpe im Altbau als nicht möglich. Zu hoch waren die benötigten Vorlauftemperaturen für die alten Heizsysteme. Aber die Technik hat sich weiterentwickelt und Wärmepumpen können jetzt auch bis 65°C Vorlauftemperatur und damit auch mit normalen Heizkörpern eingesetzt werden Durch eine energetische Sanierung, die Änderung der Aufteilung der Innenräume und vor allem den Einbau einer Fußbodenheizung wurden bei diesem Objekt aber optimale Voraussetzungen für die Wärmepumpe geschaffen.

· Artikel im Heft ·

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