Dem alarmierenden Bericht des Weltklimarates zufolge müssen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um die Hälfte sinken, soll der Planet eine Zukunft haben. Angesichts zahlreicher neuer Öl- und Gaserschließungsprojekte (dabei einer Guardian-Recherche zufolge allen voran Qatar und Gazprom), die keine Rücksicht auf Klimaobergrenzen nehmen, ist der Ton mehr als angebracht.
TGA-Planende haben auf solche Vorhaben kaum Einfluss. Im eigenen Sektor sollten sie aber tun, was geht, denn im Gebäude müssen die Emissionen im gleichen Zeitraum um 57 % sinken. Einfach wird das nicht, denn den Büros fehlt es an Nachwuchs. Darauf wies u. a. der VDI e. V. mehrfach hin, zuletzt auf der Hannover Messe Ende Mai. Zugleich sieht man beim VDI das Klimaschutzpotenzial bei jungen Leuten und insbesondere den Frauen, denn hier sei das Bewusstsein für die Problematik besonders groß. Mehr Mut für technische Berufe könnte man den jungen Menschen möglicherweise machen, wenn der Fokus einer geschlechterklischeefreien Berufs- und Studienorientierung auf die Bedeutung technischer und naturwissenschaftlicher Kompetenz für den Klimaschutz gelegt werde, sagt Dieter Westerkamp, Bereichsleiter Technik und Gesellschaft VDI e. V..
Um 57 % THG-Emissionsreduktion im Gebäudesektor zu erreichen, müssten jährlich ca. 650.000 Heizanlagen ausgetauscht werden und das ist nach Jahrzehnten der Verdrängung des Problems mindestens schwierig. Nicht nur, dass die Preise unaufhaltsam steigen, mancherorts scheint aufgrund der Materialengpässe fast gar nichts zu gehen. Neben solchen Feedbacks aus dem Heizungsgewerbe ist aber auch zu hören, dass Fachbetriebe hier und da bereits die letzte Gasheizung ihres Berufslebens eingebaut haben. Die Zukunft der Wärme ist zum großen Teil elektrisch, daran ändert auch der Fachkräftemangel nichts.
Wärmewende in den Netzen
Auch in den Wärme- und Kältenetzen muss den fossilen Brennstoffen baldmöglichst das letzte Stündlein schlagen, nicht zuletzt, weil der Anschluss ans Netz für viele Vermieter eine Alternative zur Etagenheizung ist. Während mancher Versorger sein Netz verkaufen will, um nach Jahrzehnten der Gewinnabschöpfung die Last dem Erwerber aufzuhalsen, gibt es auch positive Signale von Stadtwerken u.a. in Berlin und bundesweit. So stellten auf der Decarb Cities Conference Anfang Mai in Wien mehrere europäische Städte zukunftsweisende Projekte für ihre Wärme- und Kältenetze vor. In Wien etwa, einer Stadt mit Vorreiterrolle, die bis 2040 klimaneutral sein will, spielen neben der Geothermie auch Großwärmepumpen eine wachsende Rolle, außerdem die Nutzung von Abwärmepotenzialen und Biomasse. Wien macht dabei von Public Private Partnerships Gebrauch. Der kommunale Versorger Wien Energie, der nie privatisiert wurde, ist zu 100 % an Bord. Doch die Transformation der Netze könne nicht dem Markt allein überlassen werden, sagt Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, sondern brauche einen gesetzlichen Rahmen und entsprechende Förderung.
Für Deutschland fordern ifeu, Hamburg Institut und GEF Ingenieur AG, erneuerbare Energien in einem Erneuerbare-Wärme-Infrastrukturgesetz besser zu stellen als fossile. Mehr zu ihrem Eckpunktepapier auf S. 7.
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Ihre
MSc, Dipl.-Ing. Silke Schilling

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