Liebe Leserinnen und Leser,
das Top-Thema unseres letzten Heftes in diesem Jahr widmet sich smarten Gebäuden und smartem Wohnen (ab S. 40). In diesem Zusammenhang beschreibt der Begriff "smart" digitale Technologien, die sich um die Vernetzung von Haustechnik und Quartiersinfrastruktur drehen. Intelligente, vernetzte und fernsteuerbare Installationen sollen Lebens- und Wohnqualität, Sicherheit und natürlich die Energieeffizienz steigern.
Das Potenzial ist unzweifelhaft, aber zugleich trägt der IT-Sektor auch massiv zum CO2-Ausstoß bei. Stetig steigende Datenmengen lassen keine Entspannung erwarten. Deshalb spricht sich etwa das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut für eine von Grund auf nachhaltige Digitalisierung aus und entwickelte im Vorfeld des G20-Gipfels in Rom u. a. Algorithmen, die die Datensets smarter Technologien sauber und energieeffizient organisieren.
Doch smartes im Sinne von intelligentem und elegantem Bauen kann auch heißen, dass wir unseren Kopf für einen nachhaltigen Umgang mit Technologien und Ressourcen einsetzen. Dabei kann uns eine gut überlegte Digitalisierung unterstützen.
„Die gebaute Umwelt ist der sprichwörtliche Elefant im (Klima-)Raum, über den eigentlich niemand sprechen will“, sagte Hans-Joachim Schelnhuber, Direktor Emeritus des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, auf dem Kongress Zukunft Bau im November. Er befürwortet ein Neudenken von Gebäuden als Kohlenstoffsenke. Erreicht werden könne das, wenn man etwa Forst- und Bauwirtschaft zusammendenke, Beton, wo möglich, durch Holz ersetze und auf den Einsatz toxischer Baustoffe verzichte.
Das ist auch sinnvoll mit Blick auf eine Kreislaufwirtschaft im extrem materialintensiven Bausektor. Der verantwortet insgesamt 50 % des Gesamtenergieverbrauchs, 50 % der geförderten Werkstoffe, 30 % des Wasserverbrauchs und 30 % der Abfälle, so Prof. Annette Hafner, die an der Ruhr Universität Bochum ressourceneffizientes Bauen lehrt. Bauen mit Holz könnte 10–30 % der pro m² Wohnfläche erforderlichen Emissionseinsparungen erbringen, denn Holz ist auch ein temporärer Kohlenstoffspeicher, sagt sie.
Doch es muss nicht nur anders neu gebaut und der Neubau mit Blick auf künftige Wiederverwertung (oder Kompostierung) erstellt werden. Priorität muss die Ertüchtigung und Umnutzung bestehender Bauten bekommen und, nach dem Ende der Nutzung, die Rückgewinnung der in diesen „urbanen Minen“ gespeicherten Wertstoffe. Ein Schritt in diese Richtung ist die Schaffung eines Materialkatasters, das alle Materialien in allen Gebäuden digital erfasst und diese Daten online zugänglich macht. Ein solches Portal startete 2017 unter dem Namen Madaster in den Niederlanden und ist nun auch in Deutschland zugänglich. Materialkreisläufe digital schließen kann auch der Restado-Marktplatz, der ebenfalls bei Zukunft Bau vorgestellt wurde. Mit smarten Initiativen dieser Art lassen sich zudem Ressourcenknappheit und Lieferkettenanfälligkeit reduzieren.
Dass es möglich und wirtschaftlich klug ist, Gebäude mit recycelten Baustoffen klimaneutral zu sanieren und mit sparsamen Eingriffen umzunutzen, beweisen zahlreiche Projekte, die auf dem Kongress präsentiert wurden. Wie es sich mit Holz und der passenden Gebäudetechnik smart bauen lässt, zeigen ein Schulbau in Berlin-Mahlsdorf (S. 14) und der Ansatz eines Wiener Fertighausherstellers (S. 50) in dieser Ausgabe.
Ich wünsche Ihnen einen guten Abschluss dieses ereignisreichen Jahres,
Ihre
MSc, Dipl.-Ing. Silke Schilling

Anhang | Größe |
---|---|
Beitrag als PDF herunterladen | 152.93 KB |
· Artikel im Heft ·