Ganzheitliche Gebäudedigitalisierung

Smartes Quartier Heidestraße

Die Digitalisierung ist ein wichtiger Faktor der Energiewende und somit essenziell bei der Entwicklung von zukunftsfähigen Gebäuden. Der Einsatz digitaler Möglichkeiten scheitert oftmals jedoch an dem Fehlen ganzheitlicher Ansätze und Lösungen. Vor dieser Herausforderung standen auch die Investoren des Quartier Heidestraße und entschlossen sich daher zu einem umfassenden am Nutzer orientierten Konzept.

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Das Gebäude QH Crown beheimatet neben Büros und Wohnungen auch Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Bild: Quartier Heidestraße
Das Gebäude QH Crown beheimatet neben Büros und Wohnungen auch Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Bild: Quartier Heidestraße

Das Berliner Entwicklungsprojekt der Taurecon Real Estate Consulting GmbH ist eines von vier Planungsgebieten der Europacity Berlin, das auf einer Fläche von 61 ha nördlich des Berliner Hauptbahnhofs entsteht. Der lebendige neue Kiez besteht aus Wohn- und Bürogebäuden (266.350 m²), Gewerbe (28.650 m²), öffentlichen Straßen und Plätzen sowie grünen Oasen. Cafés, Restaurants und ein Nahversorgungszentrum in der Quartiersmitte schaffen ein angenehmes, trendiges Wohn- und Arbeitsklima. Das Quartier Heidestraße besteht aus insgesamt sechs Gebäuden im Nutzungsmix „Mix it like Berlin“. Das Gebäude QH Spring inkludiert das Hotel zur Heidestraße, eine Kita, Wohnungen und Einzelhandel. QH Core, QH Crown und QH Colonnades bestehen aus Büros, Wohnungen, Gastronomie und Einzelhandel. QH Straight beherbergt zudem Ateliers. Im Gebäude QH Track befinden sich lediglich Büros. Alle Wohnungen sind ausschließlich zur Miete und variieren in Größe und Grundriss.

Wohneinheit für Wohneinheit zum smarten Quartier

Die Lebens- und Arbeitswelten im Quartier Heidestraße sind mit moderner Digitaltechnik ausgestattet und über eine zen-trale Quartiersplattform vernetzt. Die Digitalisierung soll den Nutzerinnen und Nutzern zeitgemäße und hochwertige Angebote machen. Als digitale Gesamtlösung für die rund 935 Wohneinheiten setzte sich hier die flexible Gebäudetechnik Opus vom deutschen Hersteller Jäger direkt durch, die die gesamtheitliche Betrachtung des Smart Quartiers, von der die Investoren profitieren, mit einer Vielzahl ergänzender Services für die Bewohner in Einklang bringt.Die dezentrale Opus Basisinfrastruktur ist eine Hybridlösung, die Funktechnologie und konventionelle Verkabelung kombiniert. Dafür wird im Bereich der Lichtsteuerung jeder Raum wie eine Ausschaltung installiert, alle weiteren Schaltstellen sind per Funk (EnOcean-Technologie) ausgeführt. Pro Raum wird ein elektronischer Opus Bridge Lichtschalter auf 230-V-Basis mit integriertem EnOcean-Funkmodul installiert. Dieser wird mit kabel- und batterielosen Funk-Wandsendern (zusätzliche Schaltstellen) vernetzt. Durch diesen dezentralen Ansatz entstehen keine Probleme mit der Reichweite. Die verkabelten Bridge Schalter fungieren durch ihre dauerhafte Stromversorgung als Repeater oder können mit Routing zentrale Befehle weiterreichen. So erzeugen sie eine Art Mesh-System in der Wohnung. Nach ähnlichem Prinzip ist auch die Installation der Verschattung und der Heizungslösung aufgebaut. Dadurch ist sichergestellt, dass die Grundfunktionen softwarefrei und ausfallsicher nutzbar sind.

SmartHome Award

Jäger direkt belegte im Juni 2021 mit dem Projekt „Nutzbare Smart Quartier-Lösungen: Ganzheitliche Gebäudedigitalisierung im Quartier Heidestraße“ beim SmartHome Award 2021 der SmartHome Initiative Deutschland den 1. Platz in der Kategorie „Bestes smartes und naturschützendes Projekt in Berlin“.

quartier-heidestrasse.com

Über ein zentrales IP Gateway in den Wohnungen werden die EnOcean-Signale der Basis-Installation eingesammelt und in diverse Ökosysteme transportiert, wie z. B. Apple HomeKit, Amazon Alexa oder die Quartier App. Mieter und Mieterinnen können über eine beliebige Softwarelösung weitere Consumer-Electronic-Komponenten in der Wohnung ergänzen und diese gemeinsam mit der Basisinstallation schalten. Außerdem sind die Wohnungen mit der Wetterzentrale des Gebäudes vernetzt. Dadurch wird bei anstehendem Windalarm die lokale Bedienung und die Steuerung durch App oder Automationen verhindert. Um doppelte Aktorik zu vermeiden, wurde ein System von Warema eingebunden. Diese herstellerübergreifende Kompatibilität ermöglicht vielfältige Anwendungs- und Erweiterungsmöglichkeiten des Systems – vor allem für die nachfolgenden Möglichkeiten der Gebäudevernetzung.

Übergreifende Möglichkeiten

Neben den smart ausgestatteten Wohnungen sind im Quartier Heidestraße noch weitere digitale Lösungen integriert. So ermöglicht die Vernetzung der Wohnungen auch das Aufsetzen einer quartiersübergreifenden Gebäudeleittechnik. Diese erlaubt es den Zustand aller technischen Anlagen in den Gebäuden zu bewerten, Fehler schnell zu erkennen und zeitnah zu beheben. Die Gebäudeleittechnik ist zusätzlich an gewisse Systeme in den Gewerbeflächen angeschlossen. So können Raumtemperatur und die Stellung der Sonnenverschattung (Büroflächen) intelligent gesteuert werden. Das System der Gebäudeleittechnik basiert auf den offenen Standard BACnet (Building Automation and Control Network) und ist beliebig erweiterbar. Die intelligente Raumsteuerung der Gewerbeflächen lässt sich vollständig in die betrieblichen Prozesse der Mieter integrieren.

Alle Tiefgaragen des Quartiers Heidestraße werden mit einem kameragestützten Parkleitsystem ausgestattet, das freie und belegte Stellplätze erfasst. Anzeigetafeln in den Tiefgaragen zeigen, in welcher Richtung wie viele freie Parkplätze zur Verfügung stehen. Die Belegung der Parkplätze erfolgt über eine kamerabasierte Lösung, die zeitgleich auch das Kennzeichen des Fahrzeugs auf dem Parkplatz erkennt. An den Kassenautomaten in der öffentlichen Tiefgarage können Nutzer Kfz-Kennzeichen und Mobilfunknummer hinterlegen. Anschließend erhalten sie eine SMS mit einem Link, über den der aktuelle Parkvorgang innerhalb von 48 Stunden bezahlt werden kann. Zusätzlich können Zahlinformationen für spätere Parkvorgänge gespeichert und zukünftige Parkvorgänge automatisiert abgerechnet werden.

Weiterhin sind die Gebäude mit einem schlüssellosen Zutrittskontrollsystem an den Eingangstüren ausgestattet. Die Öffnung solcher Türen erfolgt mit digitalen Identifikationsmedien (Schlüsselkarten im EC-Karten-Format und Schlüsselanhänger). Der Zugang zum Gebäude mit herkömmlichen Schlüsseln besteht weiterhin. Teil der Zutrittskontrolle im QH Core ist die Gegensprechanlage. Der Klingelruf wird mit einem Videobild des Gastes ausgelöst und kann auf einem Wandterminal gesehen werden. Wird die Person über das Videobild in das Gebäude gelassen, wird automatisch ein freier Aufzug geschickt. Optional können Personen über das System über einen definierten Zeitraum mit Zutrittsrechten für gewisse Flächen ausgestattet werden.

Die Außenflächen des Quartier Heidestraße werden mit kostenlosem WLAN ausgestattet. Das System des Außen-WLANs erlaubt es zudem, über das Einblenden von Werbung und kurzen Spots diverse Marketing-Aktionen zu führen. In den Tiefgaragen, Gewerbeflächen und Technikflächen wird ein System installiert, das das Mobilfunksignal außerhalb der Gebäude aufgreift und verstärkt.

Bewohner:innen des Quartiers Heidestraße können zudem ergänzende Komponenten zu den Diensten erwerben – auch online. Der innovative Quartierservice (iQS) bietet ein breites Portfolio an Produkten und Dienstleistungen und strebt gemeinsam mit den Quartiersbetreibern die Integration des iQS-Angebotes in die übergreifende Quartiers-App an. So können Services per Klick gebucht und bezahlt werden.

Ina Fischbach

Ina Fischbach

Celina Schuricht

Celina Schuricht
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· Artikel im Heft ·

Smartes Quartier Heidestraße
Seite 40 bis 41
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