09/2020: Editorial

Wirtschaft und Gebäude sanieren

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Bild: stock.adobe.com/Fox_Dsign
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Liebe Leserinnen und Leser,

der Earth Overshoot Day fiel in diesem Jahr auf den 22. August und brach so das Muster der Vorjahre. Kam die Menschheit 1987 noch bis zum 23. Oktober mit den Ressourcen aus, die die Erde in einem Jahr regenerieren kann, reichten diese 2019 nur noch bis zum 29. Juli.

Grund für die Verbesserung in 2020 ist die Corona-Pandemie, die u. a. zu einem Rückgang der CO2-Emissionen um 14,5 % gegenüber 2019 geführt hat.

Dies ist keine nachhaltige Variante des Klimaschutzes, aber trotz und auch wegen der Pandemie blieb Europa nicht untätig. Die von der EU beschlossene Renovierungskampagne im Gebäudebestand soll im September starten und sowohl aus der Coronakrise führen als auch dem Klimaschutz dienen. Einem aktuellen Bericht des Buildings Performance Institute Europe (BPIE) müssen 97 % des EU-Gebäudebestands energetisch modernisiert, sowie der Umstieg auf CO2-neutrale Energieträger und die Kreislaufwirtschaft im Gebäudesektor bis 2050 vollzogen werden. Es gibt also genug zu tun – für die Bauwirtschaft und auch die Politik.

Das deutsche Gebäudeenergiegesetz, im Wesentlichen erdacht vor der Ankunft des Virus, tritt zum 01.11.2020 in Kraft. Es enthält u. a. eine neue Innovationsklausel, nach der nicht mehr jedes einzelne Gebäude den Energieanforderungen entsprechen muss, sondern das Quartier als Ganzes. Wenn demnach einige Häuser sehr energieeffizient sind, müssen andere nicht saniert werden. Für die Umwelt ist das weniger gut als für die Wohnungswirtschaft: Nach Berechnungen des Forschungsinstituts für Wärmeschutz kann ein Areal aus Ein- und Zweifamilienhäusern damit 20 % mehr CO2 emittieren, als wären alle Häuser nach EnEV-Standard saniert.

Bei der energetischen Sanierung in Quartieren statt Einzelgebäuden zu denken, kann aber auch sein Gutes haben. Es muss in der Tat nicht jede einzelne Gebäudehülle saniert werden, wenn die Gebäudetechnik in der Gesamtheit stimmt. So ist der Einbau von Flächenheiz- und -kühlsystemen oft auch im Bestand möglich. Mit niedrigeren Vorlauftemperaturen bilden diese eine mögliche Grundlage für den verstärkten Einsatz von Wärmepumpen etwa in kalten Nahwärmenetzen. Unser Top-Thema ab S. 32 liefert Ihnen einen Überblick über das Medium.

Ihre

MSc, Dipl.-Ing. Silke Schilling

Dipl.-Ing. Silke Schilling
Chefredakteurin

· Artikel im Heft ·

Wirtschaft und Gebäude sanieren
Seite 3
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