Energiearmut und hohe Belastung der Mietenden verhindern
Von den zuletzt stark gestiegenen Brennstoffpreisen besonders betroffen sind Haushalte in schlecht sanierten Altbauten mit einem hohen Energiebedarf.
„Dieser Winter führt uns vor Augen, wie schnell steigende Energiekosten zu Energiearmut führen und Mietende belasten können“, erklärt Katja Schumacher vom Öko-Institut. Wenn Sanierungen so durchgeführt werden, dass sie die Warmmieten nach oben treiben, verschärft sich die Situation der betroffenen Haushalte weiter. Die zusätzlichen Belastungen können dabei sehr unterschiedlich ausfallen. Haushalte mit geringem Einkommen und ohnehin schon hoher Mietbelastung sind viel stärker betroffen.
„Dies fangen die Sozialsysteme bislang nicht ausreichend auf“, so Schumacher. „Mit Anpassungen beim Wohngeld und den Kosten der Unterkunft sowie durch einfach umsetzbare Härtefallregelungen könnten Mietende mit wenig Einkommen vor solchen Kostensteigerungen geschützt werden.“
Nach ambitionierter Sanierung: Einsparungen schon im ersten Jahr möglich
Modellrechnungen des Projekts „Sozial-ökologische Wärmewende in Berlin“ mit Förderung durch den Regierenden Bürgermeister, Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung Berlin zeigen, dass die eingesparten Heizkosten die Modernisierungsumlage einer energetischen Sanierung auf die Miete übertreffen können, wenn ambitioniert saniert wird und Fördermittel eingesetzt werden. Im Ergebnis können die Warmmieten damit in den ambitioniert sanierten Gebäuden zukünftig geringer ausfallen als in unsanierten Gebäuden, was insbesondere für Haushalte mit geringem Einkommen wichtig ist.
Die Forschenden haben über Beispielhaushalte berechnet, wie sich eine ambitionierte energetische Sanierung finanziell auf Mietende auswirkt. So zeigen sie, dass Sanierungen über den Betrachtungszeitraum von 20 Jahren bei der Verwendung von Fördermitteln zu Einsparungen von rund 50 Ct/m2 führen können, wenn nur die energetischen Modernisierungskosten umgelegt werden. Mietende können dann im besten Fall bereits im ersten Jahr nach Sanierung bei ihrer Warmmiete sparen. Besonders für Haushalte mit geringem Einkommen ist es wichtig, dass ambitioniert saniert wird, um Einsparungen zu erzielen und die Mietkostenbelastung zu senken.
Für geringe Warmmieten sind Fördermittel bei Sanierungen zentral
Die Wissenschaftler*innen untersuchten, wie eine Wärmewende sozial gerecht ausgestaltet werden kann. „Ambitionierte energetische Gebäudesanierungen sind teuer. Damit die Mietenden wirklich über sinkende Heizkosten entlastet werden, ist es wichtig, dass bei der Finanzierung der Investitionen Fördermöglichkeiten in Anspruch genommen werden, weil dadurch die Umlage auf die Mietenden direkt reduziert wird“, sagt Projektleiterin Julika Weiß, Wärmeexpertin am IÖW. „Doch bisher gibt es hierfür keine Verpflichtung und die Anreize für die Vermietenden sind bei den aktuellen Umlageregelungen gering, sodass die Gefahr besteht, dass Sanierungen die Mietenden eher zusätzlich belasten.“
Die Politik muss daher gezielt fördern und fordern. Auf Bundes- und Landesebene müssen attraktive Förderprogramme hern und die Genehmigungspraxis in Milieuschutzgebieten ist so zu ändern, dass sie eine Warmmietenneutralität begünstigt. Zudem sollte das Mietrecht so geändert werden, dass es zukünftig finanziell für Vermietende grundsätzlich vorteilhaft ist, Fördermittel in Anspruch zu nehmen.
Politik ist auf allen Ebenen gefragt
„Um die Klimaschutzziele einzuhalten, ist die Wärmewende eine zentrale Säule. Damit diese nicht nur ökologisch, sondern auch sozialverträglich gestaltet wird, muss die Politik auf allen Ebenen aktiv werden“, so Julika Weiß. Neben der Förderung von Sanierungen und dem Schutz vulnerabler Gruppen empfehlen die Wissenschaftler*innen dem Land Berlin insbesondere auch, lokale Beratungsangebote zu schaffen. Vermietende und Mietende müssten sich unkompliziert vor Ort über energetische Sanierungen, Fördermöglichkeiten und Unterstützungsangebote informieren können. Dies sei wesentlich dafür, Akzeptanz zu schaffen und Teilhabe zu verbessern.