Wärmewende

Energieverbände fordern Geothermie-Erschließungsgesetz

Ein Bündnis aus Energieverbänden fordert die Politik dazu auf, ein Geothermie-Erschließungsgesetz zu erlassen, das den schnellen und verstärkten Ausbau der Tiefen Geothermie auf den Weg bringt.

stock.adobe.com/visdia
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Die Tiefe Geothermie hat als grundlastfähige und klimaneutrale Technologie das Potenzial, einen großen Teil des hiesigen Wärmebedarfs zu decken.

Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V. (AGFW), der Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. (BEE), der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW), der Bundesverband Geothermie e. V. (BVG) und der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) appellieren in einem gemeinsamen Positionspapier an die Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, um die großen Potenziale der Tiefen Geothermie in größerem Umfang nutzen zu können.

Das gemeinsame Papier wurde anlässlich der Veranstaltung “Wärmewende im urbanen Raum mit Geothermie“ Mitte September veröffentlicht.

„Die Geothermie muss als wichtige Säule der urbanen Wärmewende über Wärmenetze viel schneller und umfassender erschlossen werden als dies bisher der Fall war. Wir brauchen alle Optionen, um die Dekarbonisierung des Wärmesektors bis zum Jahr 2045 realisieren zu können. Klar ist auch, dass bei den Geothermieprojekten der Schutz des Grundwassers immer gewährleistet sein muss“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

„Um eine sichere und preisstabile Energieversorgung für uns und nachfolgende Generationen zu gewährleisten und um unsere Klimaziele zu erfüllen, brauchen wir die Geothermie. Mit ihrer Hilfe können wir große Teile unseres Nutzwärmebedarfs an Raumwärme und Warmwasser nachhaltig decken. Wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit, das riesige, unerschlossene Potenzial der Geothermie zu nutzen”, so BVG-Präsident und Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke München, Helge-Uve Braun.

„Die Bundesregierung hat die Wärmewende und damit die großen Potenziale der Geothermie bislang nicht ausreichend adressiert. Dabei wird sie für unsere Energiesouveränität im Konzert der Erneuerbaren Energien ebenso benötigt wie für das Erreichen der Klimaziele. Gerade für Nah- und Fernwärmenetze bietet die Erdwärmenutzung viele Möglichkeiten. Deshalb ist jetzt unter anderem die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und die Förderung geologischer Landesaufnahmen voranzutreiben und die erneuerbare Wärmeerzeugung in allen Gesetzen klar zu priorisieren”, kommentiert BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter.

Politische Rückendeckung erhielten die Verbände von den Bundestagsabgeordneten. So betonte Bernhard Herrmann, MdB, Bündnis 90/Die Grünen: „Um die Geothermie auszubauen, unterstütze ich politische Maßnahmen, die das Fündigkeitsrisiko gerade für Kommunen abfedern, die Explorationslage verbessern und die Geothermie als Option selbstverständlich in einen effiziente kommunale Wärmeplanung mit einbinden.”

„Um die Energiewende möglichst schnell umzusetzen, brauchen wir jede Technologie, die zur Klimaneutralität beiträgt. Geothermie kann im urbanen Raum einen entscheidenden Beitrag leisten. Wichtig ist, dass wir die tatsächlich eingesparte Menge CO2 betrachten”, sagte Daniel Föst, Bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion.

„Die Energiewende muss auch eine Wärmewende sein. Wir müssen auch beim Heizen unabhängig von Öl, Gas und Kohle werden. Dafür brauchen wir elektrische Wärmepumpen - aber vor allem auch die Geothermie. Gerade in Bayern hat die Geothermie ein großes Potential. München ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir dieses Potential nutzen können. Es fehlen aber Daten, das finanzielle Risiko bei der Erschließung ist hoch, bürokratische Hürden stehen einem schnelleren Ausbau im Weg. Hier müssen und hier werden wir anpacken. Erneuerbare Energien sind eben nicht nur Wind und Sonne”, konstatierte SPD-Parlamentarier und Mitglied im Ausschuss für Klimaschutz und Energie, Andreas Mehltretter.

„Der schlafende Riese Geothermie besitzt das Potential, der Gamechanger im Bereich der deutschen Wärmewende zu werden! Sie trägt zu einer Reduzierung der geopolitischen Abhängigkeit bei und ist deshalb ein wichtiger Teil der Lösung der Energieprobleme in unserem Land. Doch im Oster- wie im Sommerpaket hat die Ampel das riesige Potential vollständig ignoriert“, kritisierte Mark Helfrich, energiepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. „Deshalb fristet die Geothermie weiterhin ein Schattendasein in Deutschland. Es braucht daher dringend eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und eine finanzielle Absicherung von fehlgeschlagenen Tiefenbohrungen. Die grüne Erdwärmenutzung muss ebenso wie die Stromerzeugung aus Sonne und Wind zukünftig im überragenden öffentlichen Interesse liegen, um das klimaneutrale Heizen der Zukunft zu ermöglichen“, so der Unionspolitiker.

Zentrale Elemente des geforderten Geothermie-Erschließungsgesetzes sind Maßnahmen zur Beschleunigung von Genehmigungs- und Zulassungsverfahren für tiefengeothermische Projekte, die Erhebung geologischer Daten sowie die Einführung eines staatlichen Risikoabsicherungsmechanismus.

42 Tiefe Geothermieanlagen in Deutschland zeigen: Ist eine Erdwärmequelle erst einmal erschlossen, stellt sie preisstabil und nachhaltig Energie zuverlässig über Jahrzehnte zur Verfügung. Die Technologie ist skalierbar. Die Branche steht bereit. Der Schatz, der unter unseren Füßen liegt, muss nur gehoben werden

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