Die Studie des Öko-Instituts e. V. in Zusammenarbeit mit dem Think Tank Agora Energiewende beschreibt, wie das EU-Emissionshandelssystem weiterentwickelt und der Klimaschutz in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft ausgestaltet sein muss,
Höhere Ziele für Emissionshandel und Effort Sharing
Die Europäische Union debattiert aktuell die Anhebung ihrer Klimaziele. Bislang haben sich die Länder der EU das Ziel gesteckt, ihre klimaschädlichen Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 40 % gegenüber dem Jahr 1990 zu senken. Nach den bisherigen Festlegungen der EU-Klimaschutzgesetzgebung müssen die Unternehmen der Energiewirtschaft und Industrieanlagen, die im EU-Emissionshandel (EU ETS) zu Emissionsminderungen verpflichtet sind, ihre Emissionen im Zeitraum 2005 bis 2030 um 43 % senken. Die Sektoren Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfall sowie die nicht vom EU ETS erfassten Energie- und Industrieanlagen müssen ihre Treibhausgasemissionen von 2005 bis 2030 um 30 % zurückführen.
Die Studie von Öko-Institut und Agora Energiewende zeigt nun, dass die Sektoren des EU ETS ihre Emissionen um 59-63 % gegenüber dem Jahr 2005 senken können und die Sektoren des Effort Sharing um 45-49 %. Bezogen auf das Jahr 1990 sinken so die Gesamtemissionen um 55 %. Insgesamt bedeutet das eine Verschärfung von 16-20 Prozentpunkten für die EU ETS-Sektoren und von 15-19 Prozentpunkten für die von der so genannten Effort Sharing Regulation (ESR) erfassten Sektoren.
Alle Analysen beziehen sich erstmalig auf die EU nach dem Austritt Großbritanniens und diskutieren eine Vielzahl von Detailregelungen im Bereich des EU ETS, der ESR bzw. mit Blick auf wechselseitige Flexibilitäten, die im Zuge eines neuen EU-Klimaschutzziels von 55 % angepasst werden müssen.
Ambitionierte Maßnahmen in allen Bereichen
Um das anspruchsvollere Klimaziel von minus 55 % zu erreichen, braucht es laut Öko-Institut und Agora Energiewende einen Mix aus zusätzlichen Maßnahmen auf EU-Ebene sowie in den Mitgliedsstaaten sowie für alle Wirtschaftsbereiche. So soll der Kohleausstieg EU-weit beschleunigt und die Standards für den CO2-Ausstoß von Pkw angehoben werden. Aber auch mehr Aufforstung und eine ökologischere Landnutzung gehören zu den Vorschlägen der Autoren und Autorinnen.
„Wir sehen heute, dass Länder wie Finnland oder Schweden auf einem sehr guten Klimaschutzkurs sind“, urteilt Jakob Graichen, Co-Autor der Studie und Senior Researcher im Institutsbereich Energie & Klimaschutz am Öko-Institut., „Andere Länder dagegen müssen einen größeren Klimaschutzbeitrag als bisher leisten. Dafür brauchen sie weiter Unterstützung, um ihre Volkswirtschaften auf Klimakurs zu bringen, auch hierfür schlägt unsere Studie Solidaritätsmechanismen vor.“