Klimaziele

Gebäudesektor bleibt Herausforderung für die Bauwirtschaft

Während die Bauwirtschaft insgesamt bei Erreichung der Klimaschutzziele gute Zwischenergebnisse erzielt hat, ist im Gebäudesektor noch einiges aufzuholen.

Quelle: stock.adobe.com/romul014
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Ende März präsentierte das Bundeswirtschaftsminisiterium seinen 8. Monitoringbericht zur Energiewende. Der Bericht dokumentiert den Stand der Energiewende für die Jahre 2018 und 2019 und bewertet den Fortschritt bei der Erreichung der 2020-Ziele. Danach verfehlte der Gebäudesektor sein Einparziel und verursachte Emissionen in Höhe von 2 Mio. t CO2-Äquivalenten zu viel.

„Das Zwischenziel der Minderung der Treibhausgasemissionen, insbesondere der CO2-Emissionen, hat Deutschland erreicht. Das geht aus dem 8. Monitoringbericht des Bundeswirtschaftsministeriums zur Energiewende sowie aus Zahlen des Umweltbundesamtes hervor. Wir dürfen uns aber auf diesen Zahlen nicht ausruhen, denn im Bereich der energetischen Gebäudesanierung gibt es weiterhin viel zu tun,“ kommentiert Marcus Nachbauer, Vorsitzenden der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, dem Zusammenschluss des deutschen Bau- und Ausbauhandwerks.

„Im Gebäudebereich besteht ein erhebliches Einsparpotenzial bei den CO2-Emissionen", sagte Horst Seehofer, Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat auf der Pressekonferenz des Expertenrates für Klimafragen zu den aktuellen Daten über die Treibhausgas-Emissionen Deutschlands in der Bundespressekonferenz am 15. April. "Deshalb stellen wir Milliardenbeträge für die energetische Gebäudesanierung bereit und setzen auf klimafreundlichen Neubau. Obwohl viele unserer bereits ergriffenen Maßnahmen erst jetzt ihre Wirkung entfalten, sind die Emissionen schon deutlich gesunken. Dabei haben die Menschen durch Corona so viel wie nie zuvor von zuhause gearbeitet und natürlich auch geheizt. Wir sind noch nicht am Ziel, aber die richtigen Weichen sind gestellt.“

Im Gebäudebereich wurden seit 1990 die Treibhausgasemissionen (THG) um 42,9 % auf 120 Mio. t CO2-Äquivalente reduziert. Damit ist das im Energiekonzept aus dem Jahre 2010 über alle Sektoren hinweg gesetzte Ziel von 40 % bis 2020 übertroffen. „Das ist eine gute Bilanz. Auch wenn der Gebäudesektor sein Sektorziel, was ihm mit dem Klimaschutzgesetz aufgegeben war, um 2 Mio. t und damit um 2,9 % verfehlt hat, hat sich die Energieeffizienz von Gebäuden stetig verbessert,“ so das Fazit Nachbauers. Denn auch die für 2020 vorgegebene Zielmarke für den Anteil Erneuerbarer Energie am Wärmeverbrauch von 14 % ist mit 14,3 % (2018) und 14,5 % (2019) bereits erfüllt worden. Ebenso ist der nicht erneuerbare Primärenergieanteil von 2008 bis 2019 um 23,2 % zurückgegangen, 2018 waren es sogar 26 %. „Auch hier ist die Zielmarke von 20 % übererfüllt. Damit sind wir auf einem guten Pfad, um das Ziel einer Reduktion um 55 % bis 2030 zu erreichen,“ so Marcus Nachbauer.

Nachbauer weiter: „Wir wollen in unseren Anstrengungen, den Gebäudebereich energetisch zu modernisieren, nicht nachlassen. Aber das Ziel, die Gebäudesanierungsrate von derzeit rund 1 % deutlich anzuheben, bleibt ambitioniert.“ Die Expertenkommission empfiehlt in ihrer Stellungnahme zum Monitoringbericht unter anderem, dass nicht nur Bundesgebäude ihrer Vorbildwirkung verpflichtend ab 2022 nachkommen, sondern eine Verdopplung der Sanierungsrate auch für landeseigene Gebäude übernommen werden sollte.

„Allerdings gehen wir auch davon aus, dass die verbesserten Fördersätze der KfW-Programme, die Einführung der steuerlichen Förderung und die Aufstockung des CO2-Gebäudesanierungsprogramms ihre volle Wirkung erst noch entfalten werden. Daher gilt es, den eingeschlagenen Weg des Informierens und Förderns weiterzugehen und jetzt nicht einfach die Anforderungen an die Energieeffizienz zu verschärfen“, so Nachbauer abschließend, „denn Bauen und Wohnen müssen für alle bezahlbar bleiben.“

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