Wirtschaft

Im Bau läufts gut, sonst weniger

Dem KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zufolge melden kleine, mittlere und große Bauunternehmen eine gute Geschäftslage. Insgesamt verschlechtert sich jedoch das mittelständische Geschäftsklima.

Quelle: KfW-ifo-Mittelstandsbarometer, KfW-Research, ifo Institut
Quelle: KfW-ifo-Mittelstandsbarometer, KfW-Research, ifo Institut

Die Delta-Variante hat nach der Rücknahme der Lockdown-Maßnahmen inzwischen eine vierte Corona-Welle in Deutschland losgetreten, gleichzeitig erweisen sich die Engpässe bei Rohstoffen und Vorleistungsgütern in der Industrie als hartnäckiger als ursprünglich angenommen. Beides befeuert neue Sorgen um die künftige wirtschaftliche Entwicklung, wie das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt.

Das mittelständische Geschäftsklima sinkt im August zum zweiten Mal in Folge. Treiber des Rückgangs sind erneut nur die Geschäftserwartungen der kleinen und mittleren Unternehmen, die wie bereits im Vormonat deutlich sinken. Die Geschäftslageurteile klettern dagegen ungebrochen weiter nach oben und erreichen den bisherigen Jahreshöchststand.

Die Großunternehmen sind aktuell ebenfalls schlechter gestimmt. Allerdings korrigieren sie nicht nur ihre Erwartungen drastisch nach unten, sondern in geringem Umfang auch die Geschäftslageurteile. Unterm Strich verschlechtert sich ihr Geschäftsklima.

Positive Entwicklung beim Bau

Blickt man in die Wirtschaftsbereiche und Unternehmensgrößenklassen, so sticht im August allein der Bau positiv hervor - ungeachtet der auch dort schon seit einigen
Monaten beklagten Materialknappheiten wie etwa bei Bauholz. Sowohl in den kleinen und mittleren als auch in den großen Bauunternehmen steigt die Stimmung an – ein Beleg für die weiterhin fundamental guten Geschäfte in dieser Branche. Die Stimmungsaufhellung spricht für eine zumindest graduelle Entspannung bei angebotsseitigen Hindernissen, vor allem aber für fundamental weiterhin gute Geschäfte in dieser Branche.

In nahezu allen anderen Segmenten gibt das Geschäftsklima mehr oder weniger deutlich nach. Besonders stark ist der Einbruch in der Großindustrie. Dies geht mit einem ebenso schlagartigen Verfall der Exporterwartungen einher. Offenbar sind die Engpässe bei industriellen Vorprodukten wie Elektronikbauteilen auf globaler Ebene weiterhin so gravierend, dass die Industrieproduktion mit der sehr guten Auftragslage, die inzwischen das Niveau vor der Corona-Krise deutlich übersteigt, einstweilen nicht mehr Schritt halten kann.

Auch bei den mittelständischen Dienstleistern sinkt die Stimmung wieder, zwar noch begrenzt, aber gleichwohl spürbar. Das Gros kontaktintensiver Angebote aus Kultur, Unterhaltung, Gastgewerbe und persönlichen Diensten kommt von mittelständischen Dienstleistern, weswegen diese zunehmend sorgenvoll auf die sich auf-bauende vierte Corona-Welle blicken dürften.
 
„Es ist Sommer, aber immer wieder stören Regenwolken den Sonnenschein – genauso verhält es sich momentan auch mit der Stimmung in der deutschen Wirtschaft“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Konjunkturell setzen sich im August erneut die Wolken durch, das Geschäftsklima fällt ein zweites Mal“.

Der erwartungsgetriebene Klimarückgang passe ins Bild, denn die weitere Luft nach oben für das Wirtschaftswachstum sei aktuell begrenzt: „Die Materialengpässe in der Industrie werden sich in den kommenden Monaten wohl nur graduell lösen und dämpfen bis dahin trotz guter Nachfrage die Produktion. Die privaten Haushalte haben nach den Lockdowns zwar ungewöhnlich viel Geld in der Tasche, gerade um lange entbehrte Dienstleistungen etwa des Gastgewerbes wieder verstärkt nachzufragen. Mit der Delta-Variante und der anrollenden vierten Corona-Welle nehmen die pandemiebezogenen Sorgen aber bereits wieder zu. Wir haben unsere BIP-Prognose für 2021 deshalb leicht auf 3,0 % nach unten revidiert.“

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