Mit Wärmepumpen heizen im Bestand

Die Hälfte aller Bestandsimmobilien könnte von Wärmepumpen profitieren, sagt Johannes Brunder, selbstständiger Dozent und Wissenschaftler am Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung (IGTE) der Universität Stuttgart.

Die Frage nach der passenden Heizungsanlage treibt in diesem Winter viele Immobilienbesitzerinnen und Immobilienbesitzer um. Politisch und ökologisch gilt die Wärmepumpe als zentrale Zukunftslösung. Quelle: stock.adobe.com/Photocreo Bednarek
Die Frage nach der passenden Heizungsanlage treibt in diesem Winter viele Immobilienbesitzerinnen und Immobilienbesitzer um. Politisch und ökologisch gilt die Wärmepumpe als zentrale Zukunftslösung. Quelle: stock.adobe.com/Photocreo Bednarek

Im Rahmen einer Netzwerkveranstaltung bei der Pflugfelder Unternehmensgruppe erläuterte Johannes Brunder, für wen sich eine Wärmepumpe eignet und was es für den Einbau zu beachten gilt.

„Über die private Nutzung von Wärmepumpen kursieren zahlreiche Vorurteile. In vielen unserer Beratungsgesprächen nehmen wir eine große Unsicherheit hinsichtlich der privaten Nutzung von Wärmepumpen wahr“, begründet Sascha Braun, Geschäftsführer der P Immobilien Beratung, den Hintergrund der Veranstaltung.

Als neutraler Experte gab Johannes Brunder nicht nur einen Überblick über die Wirkungsweise von Wärmepumpen, sondern überraschte sein Publikum auch mit vielversprechenden Fakten. „Etwa die Hälfte aller Bestandsimmobilien eignet sich für den sofortigen Einsatz einer Wärmepumpe“, betonte Brunder und bezog sich dabei auf eine Studie des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg, bei der in den Jahren 2018-2019 über 40 Wärmepumpen in Bestandsgebäuden langfristig und unter wissenschaftlichen Standards untersucht wurden.

„Im Jahr 2021 wurden in Deutschland insgesamt etwa Einhunderttausend Wärmepumpen im Zuge einer Renovierung eingebaut – das sind mehr als im Neubau“, erläuterte der Experte weiter. Es sei eine verbreitete Falschannahme, dass Wärmepumpen nur in Kombination mit Fußbodenheizungen oder Photovoltaikanlagen eingesetzt werden können. „Auch mit Heizkörpern und gemischten Systemen aus Fußbodenheizung und Heizkörpern können Wärmepumpen effizient betrieben werden“, greift Brunder ein weiteres Ergebnis der Fraunhofer Studie „WPsmart im Bestand“ auf.

Kosten sparen mit Wärmepumpen

Darüber hinaus habe eine Wärmepumpe zwar höhere Investitionskosten als eine Gastherme, dafür aber moderate Betriebskosten.

„Über welchen Zeitraum sich eine Wärmepumpe im Vergleich zur Gastherme amortisiert, hängt von den Gas- und Stromkosten, der Jahresarbeitszahl sowie den Investitionskosten der Wärmepumpe ab“, erklärt Brunder weiter. Bezogen auf die aktuellen Strom- und Gaspreise ergebe sich mit einer Wärmepumpe mit durchschnittlicher Effizienz eine monatliche Betriebskostenersparnis von mehreren hunderten Euro - je nach Heizbedarf des Gebäudes. „Durch die verbesserte Effizienz, größere Stückzahlen und die gute Adaptierbarkeit auf ein auf erneuerbare Energien basierendes Stromsystem, erwarte ich, dass die Wärmepumpe in Zukunft ein finanziell attraktives Heizungssystem sein wird“, prognostiziert Brunder abschließend.

Die energetische Optimierung ist auch bei den Neubauvorhaben des Immobiliendienstleisters Pflugfelder einer der wichtigsten Bausteine für die Zukunftsfähigkeit von Gebäuden, heißt es aus dem Unternehmen. Deshalb setze man verstärkt auf Wärmepumpen – beispielsweise in Neubauprojekten in Remseck-Aldingen, Plochingen und Ludwigsburg.

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