Treibhausgasemissionen

Positiver Trend außer bei Gebäuden

In Deutschland wurden im Jahr 2020 rund 8,7 % weniger Treibhausgase freigesetzt als 2019. Doch der Gebäudesektor überschreitet trotz Emissionsminderung seine Vorgaben.

Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Deutschland in der Abgrenzung der sektoren des Klimaschutzgesetzes (KSG). Quelle: Umweltbundesamt 11.03.2021
Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Deutschland in der Abgrenzung der sektoren des Klimaschutzgesetzes (KSG). Quelle: Umweltbundesamt 11.03.2021

In Deutschland wurden im Jahr 2020 rund 739 Mio. t Treibhausgase freigesetzt – das sind rund 70 Mio. t oder 8,7 % weniger als 2019. Das geht aus den Emissionsdaten des Umweltbundesamtes (UBA) hervor, die erstmals nach den Vorgaben des Bundesklimaschutzgesetzes vorgelegt wurden. Die Minderung im Jahr 2020 ist der größte jährliche Rückgang seit dem Jahr der deutschen Einheit 1990.

Im Vergleich zu 1990 sanken die Emissionen in Deutschland um 40,8 %. Fortschritte gab es dabei in allen Bereichen, besonders in der Energiewirtschaft. Die verfügbaren Daten zeigen aber auch, dass gut ein Drittel der Minderungen auf die Folgen der Bekämpfung der Corona-Pandemie zurückzuführen ist, vor allem im Verkehrs- und Energiebereich.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Mit der Klimabilanz 2020 macht Deutschland schon im dritten Jahr in Folge Fortschritte beim Klimaschutz. Natürlich machen sich in diesem besonderen Jahr auch Pandemie-Effekte bemerkbar, besonders im Verkehrssektor. Aber mir ist wichtig, dass sich auch strukturelle Veränderungen zeigen beim Umbau unserer Volkswirtschaft in Richtung Klimaneutralität. [...] Das höhere EU-Klimaziel wird auch Deutschland mehr abverlangen. Darum sollte die Bundesregierung jetzt schon das geplante Ausbautempo für Wind- und Sonnenstrom in diesem Jahrzehnt verdoppeln. Auch im Gebäudesektor werden rasch weitere Maßnahmen zu prüfen sein. Dafür sorgt das neue Klimaschutzgesetz mit seinen verbindlichen Zielen für jeden einzelnen Sektor, die jetzt zum ersten Mal Wirkung entfalten.“

UBA-Präsident Dirk Messner: „[...] ohne die Corona-Lockdowns mit den Einschränkungen bei Produktion und Mobilität hätte Deutschland sein Klimaziel für 2020 verfehlt. Das bedeutet, dass die Emissionen wieder steigen werden, wenn die Wirtschaft anspringt.“ Weiterlesen

Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF): „Deutschland ist weiterhin nicht auf Kurs, die Klimaziele für 2030 zu erreichen. Dass im Gebäudebereich die 2020-Ziele verfehlt wurden, ist nicht verwunderlich, da die Menschen im letzten Jahr mehr Zeit in größtenteils unsanierten Gebäuden verbracht haben. Hingegen wurden im Industriesektor die Ziele vor allem am durch krisenbedingt gesunkene Energienachfrage erreicht. Ohne die Auswirkungen der Corona-Krise hätte die Bundesregierung ihre selbstgesteckten Ziele krachend verfehlt. Das zeigt, wie groß der Handlungsbedarf ist. Die Bundesregierung muss mit dem Sofortprogramm den Rahmen dafür schaffen, schnell die Gebäude mit den höchsten Verbräuchen zu modernisieren. Darüber hinaus muss die Bundesregierung konsequent Klimaschutz und konjunkturelle Wiederbelebung verbinden. Nur so können wir die Klimaziele 2030 erreichen und unsere Wirtschaft klimafreundlich umbauen. Innovative und wirtschaftliche Energieeffizienzlösungen dafür stehen längst in den Startlöchern.“

Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena): "Insgesamt sind die heute vorgelegten Zahlen – unabhängig vom Corona-Effekt – deutlich erfreulicher als es noch vor wenigen Jahren zu erwarten war. In allen Bereichen gibt es Fortschritte. Die Maßnahmen der letzten Jahre zeigen Wirkung. Lediglich der Gebäudesektor verfehlt die im Klimaschutzgesetz verankerten Zielvorgaben knapp. Bei Berücksichtigung der besonderen Effekte des vergangenen Jahres ist schon jetzt festzustellen, dass die Anstrengungen mit Blick auf die Erreichung der Klimaziele weiter verstärkt werden müssen.
Bei der weiteren Ausgestaltung des Kontrollmechanismus inklusive der Aufstellung von Sofortmaßnahmen wird es wichtig sein, die Zahlen und Effekte richtig einzuordnen. Viele Fördermaßnahmen aus 2020 sollten in diesem Jahr zu weiteren Einsparungen führen. Trotzdem ist klar, dass im Gebäudebereich noch viel Potenzial gehoben werden kann, zum Beispiel über Innovationen wie das serielle Sanieren, mehr Beratungen, einer besseren Nutzung von grünen Gasen, einer Steigerung der Gebäudeeffizienz, mehr erneuerbare Energien sowie durch ordnungspolitische Regelungen." Zum kompletten Statement

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