Studie

Raus aus der Gaskrise - aber wie?

Zusammen mit einem beschleunigten Hochlauf von Wärmepumpen, dem Anschluss an Fern- und Nahwärmenetze und einer stärkeren energetischen Sanierung des Gebäudebestands ließen sich im Gebäudesektor kurzfristig gut 30 % des Gasbedarfs einsparen.

Ariadne Kurzdossier Energiesouveränität - Cover. Quelle: Ariadne Kopernikus-Projekt des BMBF
Ariadne Kurzdossier Energiesouveränität - Cover. Quelle: Ariadne Kopernikus-Projekt des BMBF

Das sagt Christoph Kost, Ko-Leiter des Ariadne-Arbeitspakets Wärmewende am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, das zur neuen Ariadne-Studie gehört.

„Das größte Potenzial für die kurzfristige Senkung des Gasverbrauchs im Gebäudesektor liegt in einer Anpassung des Heizverhaltens in den eigenen vier Wänden – also zum Beispiel das Absenken der Raumtemperatur um ein oder zwei Grad, die Nutzung der Heizung nach Bedarf statt im Dauerbetrieb oder intelligente Heizungsregler“, erläutert er.

"Die beschleunigte Wärmewende senkt [...] langfristig den Gasbedarf und bringt den Sektor auf Kurs für die Klimaneutralität.“

Ariadne-Studie zeigt Wege aus der Gaskrise für Deutschland

Von kurzfristigen Interventionen für die Energiesicherheit bis hin zu längerfristigen Weichenstellungen für den Kurs auf Klimaneutralität sind in den Sektoren Gebäude, Industrie und Energiewirtschaft massive Einsparungen beim Gasverbrauch unerlässlich.

Mehr als 30 Fachleute des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kopernikus-Projekts Ariadne buchstabieren erstmals im Modell- und Szenarienvergleich aus, welche Stellschrauben und Spielräume zur Verfügung stehen. Sie zeigen, dass Klimaschutz und Energiesouveränität miteinander vereinbar sind.

„Deutschland braucht nicht nur einen Weg durch den nächsten Winter, sondern auch Wege zu langfristiger Energiesouveränität und Klimaneutralität. Diese Wege zeigen wir jetzt auf“, erklärt Gunnar Luderer, Vize-Leiter des Ariadne-Projekts vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK. Zentraler Dreh- und Angelpunkt sind dabei Einsparungen beim Gasverbrauch. „Unsere Berechnungen zeigen: 30 Prozent Reduktion beim Gasverbrauch sind möglich und wichtig, um nicht nur eine Gasmangellage mit Lieferunterbrechungen zu vermeiden, sondern auch die Gaspreise und verbleibenden Importabhängigkeiten auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Kurzfristig ist das der wichtigste Baustein, um Deutschlands Energiesouveränität und geopolitische Resilienz wieder zu erhöhen“, so Luderer.

Dass Energiesicherheit und Klimaschutz dabei miteinander vereinbar sind, zeigt die Studie auf der Basis von sechs Modellen und zwei grundlegenden Szenarien im Detail auf. Allein die Reduktion des Gasverbrauchs führt zu einer CO
2-Minderung von 50 Mio. t CO2 pro Jahr gegenüber dem Mittel von 2017-2021.

Ein Teil der Gasminderung geht zwar mit einem Brennstoffwechsel auf Kohle oder Heizöl einher. Die dadurch entstehenden Mehremissionen sind jedoch durch den europäischen Emissionshandel gedeckelt, der die Höhe der CO2-Emissionen in den maßgeblichen Sektoren Energiewirtschaft und Industrie begrenzt.

„Energiesicherheit und Klimaschutzziele sind kein Widerspruch – im Gegenteil. Kurzfristig notwendige Politikinterventionen können und sollten also auf beide Ziele einzahlen“, so Ottmar Edenhofer, Leiter des Ariadne-Projekts und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung sowie des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change. „Das A und O sind konsequente Gaseinsparungen – nur so lässt sich der durch die Energiekrise entstandene Schaden für die deutsche und europäische Bevölkerung und Wirtschaft wirksam eingrenzen. Ebenso wichtig sind jedoch auch Maßnahmen zur sozialen Abfederung, die vor allem die von hohen Energiepreisen besonders betroffenen einkommensschwachen Haushalte entlasten.“

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