Am Mittwoch veröffentlichte das Umweltbundesamt seine Treibhausgas-Bilanz 2021 für Deutschland. Die Emissionen stiegen, aber im Unterschied zur weltweiten Entwicklung (nach IEA) erreichten sie in Deutschland kein neues Allzeithoch, stellt das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) fest.
Insgesamt sanken die Emissionen seit 1990 in Deutschland damit um 38,7 %. Der Anstieg im letzten Jahr ist insbesondere im Energiesektor zu verzeichnen: Dieser weist ein Plus von 27 Mio. t CO₂-Äquivalente auf, da aufgrund gestiegener Stromnachfrage, geringerer Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und des gestiegenen Gaspreises verstärkt Kohle zur Stromerzeugung genutzt wurde. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sank vor allem aufgrund schlechter Windverhältnisse um 7 %.
Die Sektoren Verkehr und Gebäude liegen erneut über den im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmengen.
Gebäudesektor
Im Gebäudebereich kam es 2021 zu einer Emissionsminderung von knapp 4 Mio. t CO₂-Äquivalenten (minus 3,3 Prozent) auf rund 115 Mio. t CO₂-Äquivalenten. Trotz dieser Emissionsminderung überschreitet der Gebäudesektor, wie bereits im Vorjahr, die erlaubte Jahresemissionsmenge, die bei 113 Mio. t CO₂-Äquivalenten liegt. Die Emissionsreduzierung ist im Wesentlichen als Sondereffekt auf deutlich verringerte Heizölkäufe zurückzuführen. Die Heizöllager wurden aufgrund der günstigen Preise und in Erwartung des Brennstoffemissionshandelsgesetzes bereits 2019 und 2020 umfangreich aufgestockt. Der Erdgasverbrauch stieg dagegen witterungsbedingt an.
„Besser, aber noch nicht genug. Beim Gebäudesektor konnte der Ausstoß von 4 Millionen Tonnen CO₂ im Vergleich zu 2020vermieden werden", sagt Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. "Dies gelang, obwohl es im Vergleich zum Vorjahr deutlich kühler und daher der Heizbedarf höher war. Pandemiebedingt mussten viele Menschen im Homeoffice heizen. Bürogebäude wurden dennoch weiter beheizt, wenn sicher auch nicht im gleichen Maß wie zuvor. Allerdings muss laut Schätzung des UBA auch der so genannte Lagereffekt beim Heizöl berücksichtigt werden. Die Zielverfehlung wäre laut UBA wohl größer, wenn es nicht im Jahr 2020 zu Heizöllager-Effekten gekommen wäre."
Die Heizöllager wurden Ende 2019 und 2020 wegen damals günstiger Preise und der Erwartung des im Jahr 2021 startenden CO₂-Preises stärker als sonst üblich aufgefüllt. Dementsprechend war der Absatz von Heizöl im Jahr 2021 verringert. Und da die Emissions-Berichterstattung beim Heizöl an die Verkaufszahlen anknüpft, fallen auch die Heizölemissionen in 2021 geringer aus als sonst üblich.
"Der Gebäudesektor steht bei der zügigen Einsparung von Emissionen vor enormen Herausforderungen. Ein Grund: das klimagerechte Umrüsten von Gebäuden dauert länger", so Geywitz weiter.
"Mit dem im Koalitionsvertrag vereinbarten Klimaschutz-Sofortprogramm 2022 werden wir die Maßnahmen zur Treibhausgasminderung verstärken, Gebäudeförderprogramme bedarfsgerecht weiterentwickeln und u.a. mit der gestaffelten CO₂ -Umlage einen Anreiz zum Energiesparen setzen.Was neu gebaut oder saniert wird, muss klimagerecht entstehen. Die Herausforderungen sind groß, aber es ist mein Ziel, Bauen und Wohnen klimagerecht und sozialverträglich voranzubringen.“
Ukraine-Krieg
"Nie waren die Erneuerbaren Energien weltweit so billig - und nie waren die weltweiten Emissionen so hoch wie 2021. Nun zeigt sich: Auch in Deutschland sind sie nach der Corona-Delle 2020 wieder etwas gestiegen. Die Kohle erlebt ein globales Comeback, weil der Gaspreis schneller steigt als der Kohlepreis, und das nicht erst seit dem Ukraine-Krieg. Hier hilft nur eines: ein steigender CO₂-Preis", sagt PIK-Direktor Ottmar Edenhofer.
"Wegen des Ukraine-Krieges sollten wir jetzt den Import von Öl und Gas aus Russland drastisch zurückfahren. Ein Embargo scheint momentan nicht durchsetzbar. Aber durch eine starke Strafabgabe auf die Gas-und Ölimporte könnte man diese zumindest stark verringern, um von russischen Energieimporten unabhängiger zu werden. Kurzfristig werden wir dann mehr CO₂-intensive Kohle nutzen müssen, weil der dringend notwendige Ausbau von Erneuerbaren und Wasserstoff uns erst langfristig hilft.
Keinesfalls darf daher die Obergrenze im EU-Emissionshandel aufgeweicht werden. Bleibt diese Obergrenze hart, steigen bei einem Mehreinsatz von Kohle nicht die Emissionen, sondern es steigt der CO₂-Preis – und das macht die nötigen Investitionen in saubere Energien wie Erneuerbare und Wasserstoff schneller lohnend. Aber natürlich brauchen wir dann einen massiven Sozialausgleich für einkommensschwache Haushalte. Das ganze Paket hilft unserer Klimasicherheit – und zugleich unserer Energiesicherheit.“