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VDI-Umfrage: Ingenieur*innen finden Klimaschutz wichtig

Umwelt- und Klimaschutz liegt für Ingenieur*innen, gleich nach dem Zustand des Bildungswesens, auf Platz zwei der Prioritäten. Daran ändert auch die Corona-Pandemie nichts. Das belegt eine Umfrage unter VDI-Mitgliedern im Oktober 2020 mit knapp 1.500 Teilnehmenden.

Quelle: stock.adobe.com/Jonas Glaubitz
Quelle: stock.adobe.com/Jonas Glaubitz

Kritik üben die befragten Ingenieur*innen vor allem an der Bundesregierung und den Bundesländern. Sie müssten nach Einschätzung der Befragten den Klimaschutz eindeutig schneller voranbringen. Auch Städte und Gemeinden schneiden nicht viel besser ab. "Die deutliche Mehrheit ist der Meinung, dass sowohl politisch als auch privat zu wenig getan wird. Das zeigt einmal mehr, dass es eine zügige gesamtgesellschaftliche Anstrengung braucht, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu verwirklichen", kommentiert VDI-Präsident Dr.-Ing. Volker Kefer die Umfrageergebnisse.

Damit das 1,5-Grad-Ziel nicht überschritten wird, muss in Deutschland die Energieerzeugung und -versorgung grundlegend transformiert werden. Die Energiewende gehe aber deutlich zu langsam voran, um die Klimaziele zu erreichen, sagen über drei Viertel der Ingenieur*innen in der Umfrage. Volker Kefer: "Beim Umbau unseres Energiesystems wurden die politisch gesteckten Ziele bisher nicht erreicht. Das geht auch aus dem jährlichen Monitoring der Energiewende der Bundesregierung hervor. Der Transformationsprozess muss also dringend beschleunigt werden."

Wandel im Industriesektor durch energieeffiziente Technologien notwendig

Sinnvollste Maßnahmen im Zuge der Energiewende sind laut Umfrage der schnelle Abbau von klimaschädlichen Subventionen, die Verknappung der CO2-Emissionsrechte, eine höhere Besteuerung von besonders klimaschädlichen Produkten und der Ausbau der überregionalen Stromnetze. Knapp 90 Prozent der Ingenieur*innen hält es dabei für absolut akzeptabel, wenn im Zuge der Energiewende einzelne Industriezweige umstrukturiert werden müssen.

Für einen solchen Wandel im Industriesektor spielen neue Technologien eine entscheidende Rolle. Das gilt vor allem für sehr CO2-intensive Bereiche, für die neue Verfahren entwickelt werden. Beispiele hierfür sind eine nahezu klimaneutrale Produktion von Roheisen mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff oder die Nutzung von CO2 als Rohstoff in der chemischen Industrie. Das Ergebnis der VDI-Umfrage bestätigt: Für das Gelingen der Energiewende müssen vor allem neue Technologien die Energieeffizienz steigern und die Wirtschaft muss ihren Energieverbrauch verringern. Das sagen über 90 Prozent der Ingenieur*innen. Des Weiteren messen sie auch der Verringerung des Energieverbrauchs im Verkehr sowie dem Ausbau der erneuerbaren Energien eine große Bedeutung bei.

Ausbau der Erneuerbaren Energien muss ambitionierter werden

Gerade der Ausbau der Sonnen- und Windenergie ist in Deutschland jedoch zuletzt ins Stocken geraten. "Der derzeit im Abstimmungsverfahren befindliche Entwurf der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) enthält nicht genügend Maßnahmen, um das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2050 zu erreichen", sagt Prof. Dr.-Ing. Harald Bradke, Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt. "Neben dem Ausstieg aus der Kernenergie- und Kohleverstromung müssen parallel auch die Mobilität und die Wärmeversorgung klimaneutral werden. Das erfordert einen beschleunigten Ausbau von Windkraft und Fotovoltaik."

Er mahnt: "Wenn wir die Energiewende und den Klimaschutz jetzt nicht deutlich ambitionierter voranbringen, werden die späteren Maßnahmen noch viel gravierender ausfallen oder wir werden für viel Geld CO2-Zertifikate im Ausland einkaufen müssen." Sinnvoller sei es, dieses Geld in den Ausbau der Erneuerbaren Energien und in energieeffiziente Technologien zu investieren. "Das kurbelt auch die Konjunktur in Deutschland an und kann mehr Arbeitsplätze schaffen", ist sich Bradke sicher.

Alle Ergebnisse der Umfrage

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