Stromnetz

Verbände-Bündnis bemängelt geplante Drosselung für Wärmepumpen, Wallboxen & Co.

Um künftig Stromengpässe zu vermeiden, verlangen vzbv, VDA, bne und BWP zeitvariable Stromtarife oder Flexibilitätsentgelte sowie Begrenzungen für Notfall-Abschaltungen.

Der Netzausbau sollte vorangetrieben werden. Quelle: stock.adobe.com/vencav
Der Netzausbau sollte vorangetrieben werden. Quelle: stock.adobe.com/vencav

Im Zuge der Energiewende werden Millionen Verbraucher:innen neue Wärmepumpen, Wallboxen für E-Autos, Klimaanlagen und Stromspeicher einbauen. Diese sollen als „steuerbare Verbrauchsgeräte“ so gesteuert werden, dass das vorhandene Stromangebot optimal genutzt wird und somit zu hohe Lastspitzen vermieden werden.

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) plant, dass Netzbetreiber im Fall einer drohenden Netzüberlastung diese Geräte einseitig und unbegrenzt abdrosseln dürfen.

Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne), Bundesverband Wärmepumpen (bwp), Verband der Automobilindustrie (VDA) und Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) kritisiert dies in einem offenen Brief an die Behörde als überzogen und einseitig. Denn das würde erhebliche Einschränkungen für die Verbraucher:innen mit sich bringen.

Nötig seien Obergrenzen für solche Notfall-Abdrosselungen sowie zusätzliche Maßnahmen, um eine Netzüberlastung präventiv zu vermeiden, zum Beispiel zeitvariable Stromtarife oder Flexibilitätsentgelte. Um das Problem aber bei der Wurzel zu packen und nicht nur Notfälle aufwendig zu verwalten, sind ein umfassender Ausbau und eine Digitalisierung der Stromnetze unter Einhaltung des Datenschutzes zwingend erforderlich.

„Der Wärmepumpenhochlauf ist in vollem Gange, was sich unweigerlich auch auf unsere Stromnetze auswirken wird", sagt Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer beim Bundesverband Wärmepumpe e.V. (BWP). "Es ist daher umso wichtiger, zum Beispiel Wärmepumpen aufgrund ihrer Fähigkeit zur flexiblen Betriebsweise als Teil der Lösung einer erneuerbaren und integrierten Energiewelt zu betrachten. Dass eine zeitweise Abschaltung bzw. Leistungsreduktion der Geräte ohne Komfortverluste funktionieren kann, zeigen die zahlreichen Wärmepumpenanlagen, die bereits heute dem Netzbetreiber die Wärmepumpe als Flexibilitätsoption zur Verfügung stellen. Dennoch muss diese Form der Steuerung planbar und weiterhin zeitlich begrenzt sein.“

Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (bne): „Anstatt die Leistung zu drosseln sollten die Netzbetreiber den Netzausbau vorantreiben und die gefährdeten Netzstränge vorrangig digitalisieren. In der Zwischenzeit ist die BNetzA am Zug, lokale Flexibilität zu ermöglichen, damit Probleme erst gar nicht entstehen. Paragraf 14c regelt über Marktmechanismen, wer z.B. bei dringendem Bedarf weiter versorgt wird. Über 14a werden dagegen alle gleichermaßen gedrosselt."

Download: Offener Brief von vzbv, VDA, bne und BWP an die Bundesnetzagentur

Printer Friendly, PDF & Email
17.01.2024
BSW
Im vergangenen Jahr hat sich lt. Zahlen des BSW die Kapazität von Solarstromspeichern in Deutschland verdoppelt. Zugleich hält der BSW einen Zubau um den Faktor 25 für notwendig.
20.03.2024
Allianz Freie Wärme
Langsam kommt die Kommunale Wärmeplanung bundesweit in Fahrt. Nach Prüfung erster Abschlussberichte gibt es Kritik.
16.10.2023
Intelligente Steuerung
Experten von den Stadtwerken Saarbrücken, co.met und der Hager Group stellten am Donnerstag, 12. Oktober 2023, auf dem Stadtwerke-Betriebsgelände in Alt-Saarbrücken ein gemeinsames Innovationsprojekt...
25.04.2023
Policy Paper
In einer neuen Studie diskutieren Scientist for Future die Auswirkungen der weitgehenden Elektrifizierung des Energiesystems auf die vorhandene Gasnetzstruktur und die kommunale Wärmeplanung.
15.05.2023
BMWi
Bis 2032 sollen Smart Meter weitgehend Standard sein. Die Gesetzesnovelle vom 20. April hat nun der Bundesrat gebilligt.
13.06.2023
Fernwärmegipfel
Am Montag trafen sich Wirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesbauministerin Klara Geywitz zum Fernwärmegipfel mit Kommunen und Branchenvertretern.