3. TGA-Wirtschaftsforum

Wirtschaftliche Entwicklung im Bauwesen im Kontext der Corona-Pandemie

Beim 3. TGA-Wirtschaftforum am 04. und 05. Mai in Berlin diskutierten Fachleute aus den unterschiedlichen Bereichen der Baubranche mit über 100 Teilnehmenden.

BTGA-Präsident Hermann Sperber eröffnet das 3. TGA-Wirtschaftsforum, an dem mehr als 100 Menschen teilnahmen. Foto: Kristian Barthen
BTGA-Präsident Hermann Sperber eröffnet das 3. TGA-Wirtschaftsforum, an dem mehr als 100 Menschen teilnahmen. Foto: Kristian Barthen

Das umfangreiche Vortragsprogramm war in Themenblöcke gegliedert: Mit Impulsvorträgen, Referaten und Podiumsdiskussionen wurden aktuelle Themen behandelt. Eröffent wurde mit einem Blick in die Zukunft unter dem Titel "Der Mensch und die Entwicklung von Städten, Gebäudekonzepten und Digitalisierung".

Diesen Vorausblick beeinflusste maßgeblich der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx in seiner Keynote "Der Mensch und die Entwicklung von Städten, Gebäudekonzepten und Digitalisierung", die dem Pessimismus, der zurzeit nicht nur durch die TGA-Branche geistert, diverse Denkimpulse entgegensetzte.

Für Pessimismus gibt es zahlreiche Gründe, die BTGA-Präsident Hermann Sperber darlegte: So ist etwa die Lage bei den Fachkräften prekär. Berufsabschlüsse gehen nicht nur im Bauwesen, sondern insgesamt in Deutschland zurück, bald werden 10 Mio. fehlen. Nicht besser sieht es bei den Fachkräften mit akademischen Abschluss aus. Man kämpft um die Talente und Recruiting ist eine Hauptaufgabe in der heutigen Geschäftswelt geworden. Insgesamt müsse die Attraktivität der Branche steigen.

Die Kosten entwickeln sich steil nach oben. Eine Studie der B+L Marktdaten GmbH zu den Materialpreisentwicklungen 2019-25, die auf dem Forum vorgestellt wurde, zeigt Kostenexplosionen in vielen Bereichen. Allein der ökologische Umbau der Stahlindustrie führt zu Kostenerhöhungen von 300 €/t.

Die Klimaschutzziele der Bundesregierung hätten sich von ambitioniert zu unerfüllbar gewandelt, während der Bereich Förderung skurrile Züge angenommen habe, charakterisierte Günter Mertz (Geschäftsführer BTGA, FGK, RLT-Herstellerverband) die Lage. Fachkräftemangel und Lieferkettenrisse hätten die Branche bereits zuvor beschäftigt, der Ukraine-Krieg verschärfe die Situation mit exorbitanten Preissteigerungen. Die Wohnungswirtschaft verschiebe 60 % der Wohnungsbauvorhaben, zugleich bleibe die Sanierungsquote niedrig. „Trotz alledem ist Resignation ein schlechter Ratgeber“, so Mertz. Die Unternehmen müssten gemeinsam mit der Politik Lösungen im Bausektor entwickeln – gewerkeübergreifend und interdisziplinär. Und Sperber benannte neben den  Herausforderungen auch die möglichen Handlungsoptionen, Innovationen und Forschungsfelder.

Zu den weiteren Themen des Forum zählten: "Krankenhausbau und -betrieb: Was ändert sich durch die Pandemie?", "Bauen und Gebäudebetrieb in der Zukunft - Lehren aus der Pandemie" und "Klimaziele 2045 - was können Bau und TGA wie stemmen?". Im Dialog wurden auch kritische Punkte diskutiert, beispielsweise zur Frage "Energieeffizienz vs. Gesundheitsschutz: Stehen wir vor einem Paradigmenwechsel?"

"Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen auf das gesamte Bauwesen", sagte Günther Mertz. "Sicherheit im Gebäude, Infektionsschutz, Innenraumluftqualität und neue Nutzungsanforderungen werden bei Bau und Betrieb stärker in den Fokus rücken. Das TGA-Wirtschaftsforum hat Entwicklungsmodelle und -optionen aufgezeigt und den intensiven, interdisziplinären und zielgerichteten Dialog verstetigt." Der Erfolg der Veranstaltungsreihe bestärkt die Beteiligten darin, auch für 2024 ein TGA-Wirtschaftsforum zu planen.

Das 3. TGA Wirtschaftsforum wurde auf Grund der Pandemie mehrfach verschoben und konnte nun live und in Präsenz stattfinden. Die Veranstaltungsreihe wird vom BTGA - Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung e.V. initiiert.

Den interdisziplinären Branchentreff veranstaltete der BTGA gemeinsam mit dem Fachverband Gebäude-Klima e.V. (FGK) und dem Herstellerverband Raumlufttechnische Geräte e.V. (RLT-Herstellerverband). Weitere Partner waren der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA), der Deutsche Verband für Projektmanagement in der Bau- und Immobilienwirtschaft, die 1. Wissenschaftliche Vereinigung Projektmanagement e.V. (1. WVPM), der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (HDB) und der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA). Damit war ein umfassender Dialog zwischen Technischer Gebäudeausrüstung, Architektinnen und Architekten, Projektmanagement, Bauindustrie und Immobilienwirtschaft gewährleistet.

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